SHOWGESCHÄFT Die Schönen der Nacht
Das Schöne in der Frau, ihre faszinierenden, instinktiven Bewegungen« will Alain Bernardin, Chef des Pariser Strip-Etablissements »Crazy Horse«, nunmehr via Leinwand dem Vulgo-Publikum präsentieren, das dessen Whisky-Preise (ab 34<) Franc pro Flasche) nicht zahlen kann, In diesem Monat wird der Film »Crazy Horse Paris -- France« in Frankreichs Hauptstadt uraufgeführt. Drehbuch, Regie, Choreographie: Bernardin.
Schmaler noch als die Taillen der Bernardinerinnen ist die Story: Ein Journalist recherchiert im Crazy Horse -über das Crazy Horse. Die nackten Tatsachen werden allerdings nicht hautnah dargeboten, denn Anfassen gilt nicht in Bernardins Nobel-Nabelschau.
Das aseptische Erotikrezept des Strip-Chefs, das »schöne Schnäuzehen, den schönen Hintern oder Busen« in einer raffiniert arrangierten Lightshow zu verpacken, lockt jährlich 200 000 betuchte Neugierige an, von Breschnew Junior bis Walter Scheel.
Was ihnen der einstige Gastronom und Dekorateur Bernardin in einem ehemaligen Kohlenkeller an der Avenue George-V vorsetzt, ist die mit einem artistischen Rahmenprogramm drapierte »erotischste Schau der Welt, in die ein anständiger Mann seine Mutter mitnehmen kann«, wie ein Parisführer qualifizierte.
Der Boß führt ein straffes Regiment unter seinen 22 Kellerkindern, die er mit Vorliebe aus deutschen Landen rekrutiert. Für durchschnittlich 4000 Mark Monatsgage müssen die Mädchen allabendlich zweimal auf die schmale Bühne, an den touristenvollen Wochenenden sind es gar drei Vorstellungen. Den Arbeitsantritt läßt Bernardin durch eine Stechuhr kontrollieren.
Der Meister wacht mit patriarchalischem Gehabe nicht nur über die richtige Schminke, er fühlt sich auch für alle privaten Probleme zuständig. Vor allem aber versteht er sich auf phantasievolle Namensgebungen seiner Schönen: Trucula Bonbon etwa, Greta Farenheit, oder einfach bürgerlich, Vanilla Banana.