MUSIK »Ein Perfektionist«
Sinatra: (auf Deutsch) Guten Tag.
SPIEGEL: Mrs. Sinatra, woher kommen Ihre Deutschkenntnisse?
Sinatra: Ich habe Anfang der siebziger Jahre zwei Jahre lang in München gelebt, zusammen mit dem Regisseur Michael Pfleghar. München war mein erster Ausbruch aus meinem Hollywood-Zuhause, und es war ein toller Schock. Noch nie hatte ich Kühe auf einer Straße laufen sehen.
SPIEGEL: Sie sind in der Geschäftsführung der Firma Frank Sinatra Enterprises, die die Marke Frank Sinatra vermarktet. Was tut man da?
Sinatra: Erst einmal das Übliche: Wir vertreiben eine Menge DVDs mit Filmen meines Vaters und dann die neue CD »Nothing But the Best«, für die alte Hits wie zum Beispiel »My Way« oder »Theme from New York, New York« neu abgemischt wurden. Außerdem ist in den USA gerade eine offizielle Sinatra-Briefmarke erschienen. Aber wir haben noch viel vor: Mode zum Beispiel. Mein Vater war eine Stil-Ikone. Ich könnte mir gut Sinatra-Hüte vorstellen.
SPIEGEL: Auf der neuen CD »Nothing But the Best« ist nur ein einziges bislang unveröffentlichtes Lied zu hören. Schlummert nicht mehr in den Archiven?
Sinatra: Doch, mein Vater hat unglaublich viel Musik produziert, die nie das Licht der Öffentlichkeit erblickte, weil er ein Perfektionist war. Was ihm nicht zusagte, wurde versenkt. Meine Schwester Nancy wacht über seine Musik und war auch nicht wirklich glücklich über dieses eine nun veröffentlichte Lied, das mein Bruder Frank Sinatra Jr. überarbeitet hat. Denn wenn unser Vater es damals nicht mochte, wäre er heute auch nicht froh darüber. Aber ich finde diesen Song großartig.
SPIEGEL: Wann war Ihnen bewusst, dass Ihr Vater ein Star ist?
Sinatra: Als ich ihn im Kino das erste Mal riesig auf der Leinwand sah, wurde mir klar, dass er einen besonderen Job hat. Als Vater habe ich ihn ja nur sporadisch erlebt. Er verließ meine Mutter und die Familie, als ich noch ein kleines Mädchen war. Er war eigentlich immer unterwegs, dafür kamen ständig Pakete mit seinen Platten bei uns zu Hause an. Als ich älter war, reiste ich gelegentlich zu seinen Konzerten nach Las Vegas. Ich durfte eine Freundin mitbringen, musste aber nach der ersten Show wieder nach Hause.
SPIEGEL: Hat Sie sein enormer Ruhm erschreckt?
Sinatra: Nur wenn wir ausgingen. Mein Vater hielt nichts von Bodyguards. Einmal in New York ging das fürchterlich schief. Die Leute auf der Straße rasteten aus, als sie ihn erkannten. Ich war da ein Teenager und hatte wahnsinnige Angst. Er blieb erst cool, wurde aber dann sehr wütend. Danach sind wir in großen Städten nie wieder draußen herumgelaufen.
SPIEGEL: Ihr Vater war mit dem Kennedy-Clan eng verbunden. Hätte er Barack Obama oder Hillary Clinton bevorzugt?
Sinatra: Ich bin von beiden schwer enttäuscht. Die Demokraten schaden sich einfach enorm mit dieser überlangen Kandidatenkür. Und mein Vater hätte sowieso John McCain gewählt.