Meinungsfreudige Literaturkritikerin Heidenreich hält »die adretten Kinder von heute« für nicht widerstandsfähig

Elke Heidenreich sorgt sich um die junge Generation. »Sie können keine Tiefe entwickeln, keine Widerstandsfähigkeit«, sagt die Schriftstellerin in einem Interview.
Elke Heidenreich (2018 in der NDR Talk Show): »Habe mich in Büchern vergraben«

Elke Heidenreich (2018 in der NDR Talk Show): »Habe mich in Büchern vergraben«

Foto: Georg Wendt / picture alliance / dpa

Elke Heidenreich findet überbehütete Kinder nicht gut für die Zukunft vorbereitet. »Die adretten Kinder von heute, die reiten und zur Schule gefahren werden, halten nicht so viel aus«, sagte die Literaturkritikerin der Illustrierten »Bunte«.

Ihre eigene Kindheit als Einzelkind in der Nachkriegszeit sei eher freudlos gewesen. »Ich bekam wenig Aufmerksamkeit, meine Eltern haben oft gestritten«, sagte die 78-Jährige. »In Büchern habe ich gelernt, dass es nicht normal ist, sich immerzu anzuschreien. Und dass es eine Welt gibt, die strahlt und lustig ist.« Also habe sie sich in Büchern vergraben, sagte Heidenreich. »Viel liegen und lesen«, das sei ihr Leben gewesen als lungenkrankes Mädchen. »Lesende Kinder sind erst mal pflegeleicht, sie sitzen still in der Ecke, aber sie werden später gefährlich: weil in guten Büchern die Rebellion angelegt ist.«

Bezugnehmend auf den Dichter Frank McCourt, der sagte, es gebe nichts Besseres für einen Künstler als eine unglückliche Kindheit, zog Heidenreich dann den Bogen zur Generation totalumsorgter Kinder: »Sie können keine Tiefe entwickeln, keine Widerstandsfähigkeit.«

Eigene Kinder habe sie nie vermisst. »Sonst wäre das Kind an erster Stelle gestanden, nicht die Literatur. Ich spürte, dass ich beides nicht hinkriege«, sagte Heidenreich. »Und ich hatte als ehemals geprügeltes Mädchen auch Angst, dass mir mal die Hand ausrutscht.«

sak

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