Erinnerungen an Lenin und Reich
»Plädoyer gegen das Vergessen« heißt ein Buch über »vergessene und unbekannte Autoren des 20. Jahrhunderts«, das der Verlag Europäische Ideen (Postfach 246, Berlin 37) ankündigt. Der Titel ist quasi verlagsprogrammatisch schon in diesem Frühjahr erschienen als Faksimile Augustin Souchys »Reise nach Rußland 1920« und Walter Kolbenhoffs »Untermenschen« von 1933. Der deutsche Alt-Anarchist Souchy, 86, hat der Neuausgabe seines Reiseberichts persönliche Erinnerungen an Lenin hinzugefügt: »Lenin wußte, was er wollte. Seine Diktion war indes mittelmäßig.« Der Erstlingsroman des »Gruppe 47«-Mitbegründers Kolbenhoff aus der Endzeit der Weimarer Republik erschien 1933 im Kopenhagener Exil des jungen kommunistischen Autors und führte zum Bruch mit der KPD. Im Vorwort zur Neuausgabe gedenkt Kolbenhoff, heute 70, des Mannes, der ihn damals in Dänemark aufnahm, zu den »Untermenschen« anregte und sein Verleger wurde: Wilhelm Reich, der legendäre Psycho- und Sex-Sozialist.