FEUERGEFAHR Fatale Funken
Zwei leere Automobile setzten sich in Bewegung. Sie beschleunigten ihr Tempo und steuerten schließlich - wie von Geisterhand gelenkt - in rasender Fahrt genau aufeinander zu. Die Wagenlenker hingen zwischen Himmel und Erde - in einem Hubschrauber.
Über Funkwellen von Bord der Maschine aus gesteuert, bohrten sich die Wagen ineinander. Ein Feuerball puffte auf Flammen und schwarzer Qualm hüllten die Wracks ein.
Unfallpartner waren ein Fiat 1500, dessen Benzintank im Heck liegt, und ein Kleinwagen vom Typ Fiat 600, dessen Tank sich im Wagenbug befindet. Der geborstene Tank des Kleinwagens hatte den Flammstoff geliefert.
Um frontale Zusammenstöße so wirklichkeitsnah wie möglich nachzuahmen, ließen die Fiat-Automobilwerke in Turin Dutzende von Autos aufeinanderprallen. Zur besseren Kontrolle dirigierten die Fiat-Ingenieure die Test -Zusammenstöße erstmals von Hubschraubern aus.
Den Ingenieuren am schwebender Schaltpult bestätigten die Versuche; was vorher schon die Analysen zahlreiches echter Karambolagen ergeben hatten Auffallend häufig, wenn auch nicht jedesmal, kam es zum gefürchteten Aufprallbrand. Mehr noch: Flammte Feuer auf, so meist immer dann, wenn an dem Versuchs-Unfall ein Heckmotorwagen beteiligt war, dessen Triebwerk aus einem Bug-Tank gespeist wurde.
Denn unter bestimmten Umständen kann der im tank schwappende Vergaserkraftstoff schon in dem metallenen Behälter ein zündfähiges Gemisch bilden. Es kann zur Zündung kommen, wenn bei einem Aufprall der Tank birst und gleichzeitig Reibungsfunken die entweichenden Benzindämpfe erreichen.
»Auch beim Heckmotorwagen«, sagte Fiat-Chefkonstrukteur Oscar Montabone, »ist es am sichersten, wenn der Tank im Heck des Fahrzeugs eingebaut wird.« Da die Massenmotorisierung die allgemeine Unfallgefahr vergrößerte, suchte Fiat der speziellen Gefahr vornliegender Benzintanks bereits zu begegnen und wich dafür sogar vom Hausbrauch ab: Der Fiat 850, neuester Heckmotorwagen der Turiner, wurde der erste Heckmotor-Fiat mit hintenliegendem Benzintank.
Fiat folgte damit dem Beispiel der Franzosen. Alle französischen Heckmotorwagen - von den Renault bis zum Simca 1000 - haben den Kraftstofftank, abgekapselt durch Zwischenwände, in unmittelbarer Nachbarschaft des Motors. In Deutschland ist es genau umgekehrt. Bis auf das Glas-Goggomobil liegt der Tank bei sämtlichen Heckmotorwagen - vom VW bis zu Porsche, den NSU-Typen und dem BMW 700 - unter der Vorderhaube.
Doch auch Fiat baut heute noch große Serien von Kleinwagen mit dem Motor im Heck und dem Tank im Bug - die in Millionenauflagen verbreiteten Typen Fiat 500 und 600. Aus technischen Gründen, so erläuterte der Fiat-Chefkonstrukteur, mußte bei ihnen eine Tankumsiedlung ins Heck unterbleiben. Um die Käufer dennoch besser gegen den Tank abzusichern, rückten die Ingenieure den Behälter etliche Zentimeter weiter zurück und gaben ihm und seinem Verschluß günstigere Formen.
»Wir hielten es jedoch für psychologisch richtiger«, sagte Montabone, »diese Änderung nicht besonders bekanntzugeben.«
Zusammenstoß-Test bei Fiat
Der Tank gehört ins Heck