Gestorben Faye Cukier, 101

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»Es war eine quälende Entscheidung, ein herzergreifendes Opfer, Köln und alles, was wir liebten, zu verlassen«, schrieb Faye Cukier in ihren Erinnerungen »Flucht vor dem Hakenkreuz«, die 2012 auf Deutsch erschienen. 1938 war die 16-Jährige mit ihren Eltern nach Antwerpen geflohen – nachdem sie auf der Straße mit Steinen beworfen und als Jüdin beschimpft worden war. Die Familie wollte nach Nordamerika weiter, doch der Andrang war zu groß. »Es gab keine Wolken über Antwerpen, aber oh so viele in mir selbst«, schrieb Cukier über diese Zeit. Im Mai 1940 flohen sie vor der Wehrmacht nach Ostende, konnten jedoch nicht nach England übersetzen. In einem Flüchtlingstreck liefen sie zurück nach Antwerpen. Die Befreiung durch die Alliierten erlebte Cukier in Brüssel. Auf Fotos aus dieser Zeit sind die Erleichterung und Lebenslust der jungen Frau gut zu sehen. Sie zog in die USA, heiratete dreimal und bekam zwei Kinder. Noch im hohen Alter besuchte Cukier Schulen und sprach mit Jugendlichen über den Holocaust. Lange Zeit hatte sie ihre Geschichte nicht erzählt. Sie habe sich geschämt für das Glück, den Nationalsozialisten entkommen zu sein, sagte sie dem »Kölner Stadt-Anzeiger«. In Gesprächen betonte sie aber auch die positiven Seiten ihres Lebens, etwa wie sie im mittleren Alter Bauchtanzlehrerin wurde. Noch als 90-Jährige ging sie in Tanzcafés in Köln, auch mit 100 Jahren hatte sie lackierte Nägel. Faye Cukier starb am 23. Januar im Seniorenheim der Synagogengemeinde Köln.