Fernsehen
Seit Monaten wird in deutschen Funkhäusern über Mord und Totschlag diskutiert. Intendanten, Programmdirektoren und Redakteure sind uneins, ob Brutalität im Fernsehen (vornehmlich jugendliche) Zuschauer zu aggressiven Handlungen reizt. Während die Deutschen noch auf gesicherte Untersuchungsergebnisse über die Wirkung von TV-Gewalt warten, entschloß sich nun ein Österreicher zum Handeln: Vor dem Abendessen, so ordnete der Wiener Fernsehdirektor Helmut Zilk an, darf künftig in Sendungen des Österreichischen Fernsehens (ORF) nicht mehr gekillt, massakriert oder gefoltert werden. Bildschirm-Leichen können die Österreicher vom 1. Januar an allenfalls noch im Abendprogramm besichtigen, »wenn die meisten Kinder im Bett sind«. Denn 20.15 Uhr, sagt Zilk, »ist für mich jene Grenze, an der die Verantwortung des Fernsehens endet und die der Eltern beginnt«. Zwar weiß auch Zilk nicht, »ob mehr Kriminalfilme die Jugendkriminalität ansteigen« lassen; zwar möchte er »weder selbst leichtfertig urteilen noch das leichtfertige Urteil anderer akzeptieren«, aber er entscheidet sich »in Zweifelsfällen immer für die Kinder«.