Zur Ausgabe
Artikel 102 / 123

Presse Flucht aus dem FAZ-Feuilleton

aus DER SPIEGEL 40/1996

Neue Krisenstimmung im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen (FAZ): Literaturchef Gustav Seibt, 37, hat überraschend gekündigt und geht als »Redakteur mit besonderen Aufgaben« zur Berliner Zeitung. Seibt ist der vierte aus einer Gruppe rebellischer Redakteure, die binnen weniger Monate das Edel-Feuilleton verließen. Vor allem aus Verdruß über den allzu selbstbesessenen, fintenreichen Kohl-Fan und Herausgeber Frank Schirrmacher, 37, sind bereits Jens Jessen, Stephan Speicher und Jan Roß zur Berliner Zeitung abgewandert. Seit dem vergangenen Frühjahr, als Berichte über Schirrmachers Tricksereien mit seiner Magisterarbeit veröffentlicht wurden (SPIEGEL 20/1996), hatte sich das ohnehin beklemmende Klima im Kulturressort noch verschlechtert. Auf einer Konferenz empfahl Schirrmacher dem Kollegen Konrad Adam, er könne gehen. Adams Replik: »Warum gehen nicht Sie?« Der Querelen müde, wird der langjährige Feuilletonleiter Wilfried Wiegand auf seinen alten Korrespondentenplatz in Paris zurückkehren. Mit dem Auszug der Berlin-Truppe - »Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist« (Seibt) - ist der Exodus aus der FAZ wohl noch nicht beendet. Insider sagen, wenn der ungeliebte und bedrängte Feuilleton-Herausgeber im Amt bleibe, »ist Seibt nicht der letzte, der flieht«.

Mehr lesen über

Zur Ausgabe
Artikel 102 / 123
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten