Gestorben Fritz Pleitgen, 84

Ogando / laif
Als er 1962 das Angebot bekam, vom Bielefelder Lokalblatt »Freie Presse« zur »Tagesschau« zu wechseln, erbat er sich Bedenkzeit. Das Medium Fernsehen habe Zeitungsleuten wie ihm damals als »etwas Halbseidenes« gegolten, erklärte er später. In den folgenden Jahrzehnten wurde er zu einem der prägenden Köpfe der ARD. Fritz Pleitgen berichtete über den Zypernkonflikt und den Sechstagekrieg, war Korrespondent in Moskau, Ost-Berlin und Washington. Die Stimme sonor, die Worte wohlgesetzt, strahlte er selbst in den größten geopolitischen Wirren Ruhe aus, als Reporter wie auch als Moderator von ARD-»Brennpunkt«. In den Tagen des Mauerfalls 1989 appellierte er an seine Kollegen, sie sollten dieser »explosiven Zeit« nicht noch »eine zusätzliche Dramatik oder gar Zunder geben«. 1994 wurde Pleitgen zum WDR-Hörfunkdirektor ernannt, im folgenden Jahr zum Intendanten. Auch als Hierarch drehte er weiter Filme. Begeistert von Willy Brandt und dessen Ostpolitik, war er 1969 in die SPD eingetreten. Trotzdem scheiterte er an der fehlenden Unterstützung der sozialdemokratischen Mitglieder im WDR-Rundfunkrat, als es 2006 darum ging, seinen Vertrag als Intendant um eine dritte Amtszeit zu verlängern. Im Ruhestand engagierte er sich für die Metropole Ruhr als Europäische Kulturhauptstadt, seit 2011 war er Präsident der Deutschen Krebshilfe. Vor zwei Jahren wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs bei ihm diagnostiziert. Fritz Pleitgen starb am 15. September in Köln.