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SCHALLPLATTEN Galoppierende Triolen

aus DER SPIEGEL 37/1972

Gioacchino Rossini: »La Cenerentola«. Das ist so ziemlich das Kindischste. was außerhalb der eigentlichen Kinderoper jemals in Musik gesetzt wurde, und selbst ein nur liberaler Kindergarten dürfte das seinen Zöglingen heute kaum noch zumuten. Cenerentola, das ist Cinderella, also Aschenputtel -- platt dialogisierter Märchen-Schwachsinn vom Hochmut vor dem Fall und vom endlichen Sieg der Bescheidenheit. Was allerdings der 24jährige Komponist dazu in 25 Tagen an geläufigem Singsang niederschrieb, ist kaum weniger bedeutend als der berühmte »Barbier«; lukullisches Schwelgen und Buffo-Seligkeit Rossinis, der verwandten Künsten seinen Rang im internationalen Kochbuch dankt, sind auch hier präsent. Die von Claudia Abbado zum Edinburgh Festival 1971 einstudierte Fassung reklamiert Originalität; einige Arien von fremder Hand wurden gestrichen, eine spätere Einfügung Rossinis dafür aufgenommen. Musiziert wird exakt, mitunter trockener, als der italienische Stil es erlaubt; Aschenputtel Teresa Berganza erscheint in den Koloraturen ihres reichverzierten Parts um so glänzender und perfekter, je mehr ihrem Partner Luigi Alva in den galoppierenden Triolen Atem und Stimme ausgehen. (London Symphony Orchestra; Deutsche Grammophon 270 90 39; 75 Mark.)

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