Am vorigen Mittwoch hat das Düsseldorfer Landgericht den Enthüllungsautor Günter Wallraff von dem Vorwurf befreit, in seinem Erfolgsbuch »Ganz unten« sei ein gefälschtes Photo abgedruckt, das Wallraff (als Ali) beim Aschermittwoch der CSU in Passau zeigt. Nun muß Wallraff sich gegen einen weiteren Verdacht zur Wehr setzen, diesmal soll er abgeschrieben haben. Fast verlegen stellten im November die Autoren Christiane Grefe, Peter Heller, Martin Herbst und Siegfried Pater Übereinstimmungen zwischen ihrem Buch »Das Brot des Siegers« (Lamuv Verlag; 288 Seiten; 24 Mark) und Wallraffs »Ganz unten« fest. Das »Brot«-Buch untersucht die Geschäftsmethoden der Hamburger-Ketten vom Typ der Firma McDonald's - und Wallraff als Türke Ali hatte bei einer McDonald's-Filiale mal Toiletten und Tische gewischt. Wallraff hält für möglich, daß er und die »Brot-Schreiber« aus den gleichen Quellen geschöpft haben könnten. - Massiver ging »Report« den Enthüllungsautor an. Vorige Woche behauptete das TV-Magazin, Erfolgsautor Wallraff habe vom Erfolgsautor Michael Holzach abgeschrieben, dessen Bestseller-Reportage »Deutschland umsonst« 1982 erschienen ist. Wallraff will den Text so von jemandem gehört haben. Auszüge:
Holzach:
Wenn mal ein Dampfrohr undicht ist und »zugeschossen« werden muß, stellt die Reaktorleitung angeblich gern »Türken« ein.
Für einen Wochenlohn, so erzählt man mir, müssen die Gastarbeiter dann genausolange am strahlenden Unfallort arbeiten, bis sie ihre Jahresration von 5000 Millirem »drin« haben, und das dauert, je nach der Radioaktivität, zwischen dreißig und fünfzig Sekunden.
Ist das leckgeschlagene Rohr in dieser knappen Zeit noch nicht dicht, so werden die nächsten Türken in die Strahlen geschickt. »Verheizen« nennt man dieses Verfahren im Kernkraftjargon.
Wallraff:
Wenn wieder mal ein Dampfrohr undicht ist und »zugeschossen« werden muß, bevorzugt die Reaktorleitung die türkischen Kollegen.
Für einen »Pauschalwochenlohn« von 400 Mark, so erzählen sie, müssen sie dann solange am strahlenden Unfallort arbeiten, bis sie ihre Jahresration von 5000 Millirem »drin« haben.
Das dauert, je nach der Strahlungsintensität, zwischen einer halben und zwei Minuten.
Ist das Rohr dann immer noch undicht, werden die nächsten Türken in die Strahlen geschickt. »Verheizen« nennt man diese Praxis im Kernkraftjargon.