BÜCHER NEU IN DEUTSCHLAND Gepflegte Farben
Oda Schaefer, die Lyrikerin und Feuilletonistin, geschieden von Albert Schaefer-Ast, dem Zeichner, und mit Horst Lange ("Schwarze Weide"), dem Romanautor, verheiratet, läßt diese Erinnerungen in den frühen Nachkriegsjahren abbrechen. Die Jubilarin -- sie gehört zum Jahrgang 1900 -- blickt mit damenhafter Wehmut und mit stolz gepflegtem Farbensinn auf die verlorene Kinderwelt: »Wie viele blühende, duftende Alleen gab es doch früher ... und vorüber reiten die Kürassiere, jeder einzelne ein Lohengrin in Weiß und blitzendem Silber.«
Auch wenn die Sensibilität der Memoirenschreiberin manchmal schon zudringlich herausgestrichen wird -- die Jugendbilder haben, wie so oft, die stärkste Stimmung und am ehesten gesellschaftliche Wirklichkeit. Später mögen die Namen, Sitten und Streiche der beiden Ehemänner und einiger Trinkgefährten und Kollegen (Elch und Huchel, Erich Kästner und die Langgässer) von Interesse sein. Aber mit den Jahren gerät die Chronik mehr und mehr zum Heldenlied, zur Selbstanpreisung der bekennenden oder, wo sich"s empfiehlt, verschwiegenen Hitler-Gegnerin: »Was wir taten, war für uns und unsere Freunde selbstverständlich, es wurde überhaupt nicht darüber geredet. Ein Mensch mit Gewissen konnte nicht anders handeln, wenn auch Horst Lange das Kriegsgericht drohte und mir das KZ.«
Einmal sogar, während des Bombenkriegs: »Schließlich siege ich über die Bürokratie.«