Insolvente Mediengruppe 650 Weltbild-Mitarbeiter verlieren ihren Job

Zwei Monate nach dem Insolvenzantrag folgen die ersten harten Einschnitte: Mehr als ein Drittel der verbliebenen Mitarbeiter des Weltbild-Verlags sollen in eine Auffanggesellschaft wechseln. Sonst sei das Unternehmen als Ganzes nicht zu retten.
Zentrale des Weltbild-Verlags in Augsburg: "Es geht ums Überleben"

Zentrale des Weltbild-Verlags in Augsburg: "Es geht ums Überleben"

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ picture alliance / dpa

Hamburg/Augsburg - Mit ein wenig Kosmetik sei es nicht getan: Zur Sanierung der insolventen Verlagsgruppe Weltbild sollen mehrere hundert Mitarbeiter in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechseln. Das teilte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Donnerstag bei einer Betriebsversammlung mit.

Aus den Bereichen Verwaltung und Logistik würden 656 der verbliebenen 1776 Mitarbeiter ein entsprechendes Angebot erhalten, so Geiwitz. Sollten die Angestellten annehmen, müssten derzeit keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden. Mit diesem Schritt will Geiwitz die Grundlage für die Rettung des Unternehmens schaffen. Es gehe ums Überleben, sagte Geiwitz, und machte klar, dass er weiterhin eine Gesamtlösung für Weltbild anstrebe und keine Zerschlagung und Veräußerung einzelner Bereiche.

Einen für den Erhalt des Verlags dringend gesuchten Investor konnte Geiwitz noch nicht präsentieren. Es seien mehrere unverbindliche Angebote eingegangen, erklärte der Insolvenzverwalter, er sei "vorsichtig optimistisch". Doch das Ergebnis des Investorenprozesses sei weiterhin offen.

240 haben bereits gekündigt

In der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft sollen die Mitarbeiter bis zu ein Jahr lang 85 Prozent ihrer bisherigen Nettogehälter erhalten, zudem sollen sie weitergebildet werden, damit sie neue Jobs finden. Diese Lösung sei durch das finanzielle Engagement der katholischen Kirche als Gesellschafter der Verlagsgruppe ermöglicht worden.

Der Weltbild-Verlag hatte am 10. Januar Insolvenz angemeldet, nachdem die katholischen Gesellschafter - darunter zwölf Bistümer - kein weiteres Geld für die Sanierung des nach Amazon zweitgrößten deutschen Online-Buchhändlers geben wollten. Im vergangenen Jahr hatte Weltbild laut Geiwitz etwa hundert Millionen Euro Verlust verbucht.

Insgesamt sind rund 2200 Beschäftigte der Weltbild-Mutter direkt von der Insolvenz betroffen. 240 Angestellte hatten seit Anmeldung der Insolvenz bereits selbst gekündigt.

Bei der Tochter, die in ganz Deutschland etwa 220 Weltbild-Geschäfte betreibt, bangen weitere 1400 Mitarbeiter um ihre Jobs. Die Filialtochter befindet sich in einem sogenannten Schutzschirmverfahren, einer Vorstufe des Insolvenzverfahrens. Geiwitz machte klar, dass mit Schließungen von Buchläden zu rechnen sei. Entschieden werde darüber jedoch nicht vor Ende April.

seh/dpa/AFP/Reuters

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