

London - Der größte Medienprozess in der Geschichte Großbritanniens endete mit einem Schuldspruch für Ex-Chefredakteur Andy Coulson, den späteren Regierungssprecher des Premiers David Cameron. Coulsons Vorgängerin bei dem Boulevardblatt "News of the World", Rebekah Brooks, wurde hingegen freigesprochen.
Brooks soll sich im Gegensatz zu Coulson nicht daran beteiligt haben, dass Telefone gehackt und illegale Zahlungen getätigt wurden, um an Informationen über Prominente zu kommen. Unter den mutmaßlichen Opfern der Spitzeleien finden sich Prinz Harry und mit ihm die halbe Königsfamilie, Paul McCartney, Hugh Grant, Parlamentsabgeordnete, Sportler und Journalisten.
Nach einem monatelangen Verfahren am Londoner Strafgerichtshof Old Bailey befand die elfköpfige Jury, Coulson habe von den illegalen Abhörmaßnahmen gewusst und sie toleriert. Der Abhörskandal hatte im Juli 2011 zur Schließung der "News of the World" geführt und Coulson zum Rücktritt von seinem späteren Posten als Camerons Pressesprecher gezwungen. Letzteres gab der Affäre um das Abhören von mehr als 600 Mobiltelefonen besondere Brisanz.
Coulson ging Ende der Achtzigerjahre als Reporter zur "Sun" und bekam dort eine Leute- und Showbusiness-Kolumne. Als Rebekah Brooks Chefin der "Sun" wurde, stieg Coulson zum Chefredakteur der "News of the World" auf. Später wurde Coulson von David Cameron als Medienberater zur Konservativen Partei geholt; nach der Wahl 2010 stieg er zum Regierungssprecher in der Downing Street auf.
Brooks begann ihre journalistische Karriere im Alter von zwanzig Jahren bei der "News of the World", dem Sonntagsblatt aus Rupert Murdochs Medienreich. Sie arbeitete sich rasch nach oben, wurde Leiterin des Reportage-Ressorts und stieg in die Riege der führenden Redakteure auf. Mit 34 Jahren wurde sie Chefredakteurin der "Sun", der bissigsten Boulevardzeitung des Landes, ebenfalls ein Murdoch-Blatt. Später wurde sie zur Chefin des Verlags befördert, der Murdochs britische Zeitungen druckt, die "Sun", die "Times", die "Sunday Times" und damals auch noch die "News of the World".
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Rebekah Brooks und ihr Mann Charlie vor dem Old Bailey, dem Londoner Strafgerichtshof. Das Paar zählte zu den Angeklagten im Prozess um den britischen Abhörskandal. Die Zeitung "News Of The World" hatte über Jahre die Telefone von Prominenten belauschen lassen.
Brooks (hier auf einem Archivbild von 2012), die Ex-Chefin der britischen Zeitungen von Rupert Murdochs Medienimperium News Corp, wurde nun in allen elf Punkte freigesprochen, unter denen sie im Zusammenhang mit der Abhöraffäre angeklagt war.
Verurteilt wurde hingegen Andy Coulson: Der Journalist folgte Brooks im Amt, wurde nach seiner Zeit bei der Murdoch-Zeitung "News Of The World" Pressesprecher von Premier David Cameron. Nun muss Coulson eine Haftstrafe fürchten.
Andy Coulson verließ die "News Of The World" 2007, nachdem der damalige Palastreporter Clive Goodman wegen des Abhörens von Promi-Telefonaten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Im April hatte Coulson zugegeben, in diesem Zusammenhang die Bestechung eines Polizisten gebilligt zu haben.
Das Verfahren gegen Ian Edmondson, Ex-Nachrichtenchef der "News of the World", wurde aus gesundheitlichen Gründen abgespalten.
Das Blatt wurde nach Enthüllung des Abhörskandals im Juli 2011 eingestellt.
Andy Coulson verließ die "News Of The World" 2007, nachdem der damalige Palastreporter Clive Goodman wegen des Abhörens von Promi-Telefonaten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Im April hatte Coulson zugegeben, in diesem Zusammenhang die Bestechung eines Polizisten gebilligt zu haben.
Foto: Rob Stothard/ Getty ImagesAuch Kate gehört zu den Opfern des Abhörskandals: Das Handy der Frau von Prinz William hat der ehemalige Boulevard-Redakteur Clive Goodman 155-mal gehackt.
Zu den prominenten Abhöropfern der "News of the World" gehört der Zauberkünstler Uri Geller (Archivbild).
Die Schauspielerin Sienna Miller verklagte die "News of the World" wegen "abscheulicher Verstöße gegen die Privatsphäre".
Der Schauspieler Hugh Grant, hier zu sehen beim Filmfestival von Toronto im September 2012, zog in seinem Kreuzzug gegen britische Boulevardblätter sogar bis nach Brüssel. Der 51-jährige Schauspieler setzte sich bei der Europäischen Union (EU) für ein Gesetz ein, das die Macht der Medien regulieren soll.
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