Alfred Neven DuMont contra Konstantin Das Imperium schreibt zurück

Senior gegen Sohnemann: Der mächtige Kölner Verlegerpatriarch Alfred Neven DuMont hat sich erstmals zum Treiben seines Sprösslings Konstantin geäußert -  und ihn abgewatscht. Der Filius wertet das nun als "Retourkutsche".
Verlagschef Alfred Neven DuMont: "In eine misshellige Situation geraten"

Verlagschef Alfred Neven DuMont: "In eine misshellige Situation geraten"

Foto: Federico Gambarini/ picture-alliance/ dpa

Hamburg/Köln - Ein schönes Wort für eine prekäre Lage: alle Mitarbeiter der Mediengruppe M. DuMont Schauberg seien in "eine misshellige Situation geraten", schreibt der Kölner Firmenpatriarch Alfred Neven DuMont in einer SPIEGEL ONLINE vorliegenden "Depesche" an seine Angestellten, und zwar "völlig unvorbereitet und ohne eigenes Hinzutun" - und das alles "durch meinen Sohn Konstantin". Der Verlag "und auch meine Person" seien von den "lieben Kollegen anderer Zeitungen zum Lieblingsthema mit Fortsetzung auserkoren", und vieles, was geschrieben wurde, habe "einen gewissen Wahrheitsgehalt".

Das "Lieblingsthema mit Fortsetzung", auf welches der 83-jährige Chef des Verlagsimperiums leicht verschwiemelt anspielt (Wortlaut siehe Kasten unten), beobachtet die Branche schon seit Wochen: Neven DuMonts Sohn Konstantin, bis vor kurzem designierter Nachfolger Alfreds an der Verlagsspitze, scheint zunehmend außer Kontrolle geraten zu sein.

Zunächst war er mit Kommentarbeiträgen im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier aufgefallen. Dann stand er im Verdacht, an selber Stelle unter wechselnden Namen teilweise wüste Angriffe gegen Mitdiskutanten und konkurrierende Verlage zu fahren - und sogar mit sich selbst zu diskutieren, was er alles dementierte. Schließlich wurde er - auf eigenen Wunsch oder erzwungen - von seinen Verlagsämtern freigestellt und in den Urlaub geschickt. Jüngst meldete er sich aus der Freizeit ausgerechnet in der zu den eigenen Publikationen konkurrierenden Kölner Ausgabe der "Bild"-Zeitung zu Wort und forderte den Rückzug seines Vaters.

"Will er mich auszahlen?"

Der hat sich das Treiben lange angesehen, ohne es zu kommentieren. Jetzt scheint er mit seiner Geduld am Ende zu sein: "Festzuhalten ist, dass alle Äußerungen, die nach außen gedrungen sind, sofern sie auch wirklich von Konstantin Neven DuMont stammen, auf ihn zurückgehen und nicht die Meinung des Unternehmens wiedergeben", schreibt der Verleger, der unter anderem den "Kölner Stadt-Anzeiger", die "Berliner Zeitung" und die "Frankfurter Rundschau" herausgibt, über die Kommentare des Sohnes.

Im Wortlaut: Der Brief des Altverlegers

Konstantin Neven DuMont selbst sieht in dem Brief des Vaters eine "Retourkutsche". Das sei "schon okay". Schließlich habe er den Senior in den letzten Tagen "ziemlich angegriffen." Allerdings: "Meine Fragen hat er in dem Brief nicht beantwortet. Will er mich auszahlen oder wie sonst stellt er sich das vor?", so der Junior zu SPIEGEL ONLINE. Die Beurlaubung vom Vorstandsposten bedeute "praktisch ein Berufsverbot", da er ja zugleich nicht für einen Wettbewerber arbeiten dürfe. "Das ist ein Zustand, den ich höchstens noch bis zum Monatsende für erträglich halte. Darüber hinaus eher nicht."

Zwischen Vater und Sohn herrscht seit langem Schweigen. "Mein Vater will nicht mit mir reden. Er ist wohl ziemlich sauer." Aus dem Verlag ist zu hören, der Vater-Sohn-Konflikt erinnere "mittlerweile an 'Die Buddenbrooks', gespielt von der Augsburger Puppenkiste".

Mit seinem baldigen Rückzug, so stellte Alfred Neven DuMont allerdings klar, sei nicht zu rechnen: Er sei "gesund" und wolle "feststellen, dass Sie mich noch eine Zeit lang ertragen müssen". Eine - nach den vergangenen Wochen ohnehin unwahrscheinlich gewordene - Nachfolge von Konstantin Neven DuMont auf dem Verlagsthron scheint nach der Depesche des Alten kaum noch vorstellbar. Er wolle "feststellen, dass mit Aufsichtsrat, Vorstand, Geschäftsführungen und Chefredaktionen genug menschliches und fachliches Potential zur Verfügung steht, um die Zeiten, die für uns schwerer geworden sind, zu bewältigen".

Mit anderen Worten: Konstantin Neven DuMont scheint für den Vater verzichtbar.

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