Antisemitismusvorwürfe RBB feuert Moderator Ken Jebsen

Moderator Ken Jebsen: "Ich bin vielleicht irre, aber kein Antisemit"
Foto: rbbHamburg/Berlin - Nach Antisemitismusvorwürfen gegen Ken Jebsen hat sich der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) jetzt doch von seinem umstrittenen Radiomoderatoren getrennt. "Der Sender hat Herrn Jebsen gegen den Vorwurf verteidigt, er sei Antisemit und Holocaust-Leugner", teilte RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle mit. "Allerdings mussten wir feststellen, dass zahlreiche seiner Beiträge nicht den journalistischen Standards des RBB entsprachen."
Mit dem Moderator seien verbindliche Vereinbarungen über die Gestaltung der Sendung "KenFM" getroffen worden. "Diese hat er wiederholt nicht eingehalten. Wir bedauern das und müssen auf seine Mitarbeit künftig verzichten." Einzelheiten der Beiträge wurden nicht genannt. Mit Jebsen geht auch der Programmchef der Jugendwelle Fritz, Stefan Warbeck - allerdings auf eigenen Wunsch.
Hintergrund der Affäre war eine Mail, die Jebsen nach einer Sendung an einen Hörer schrieb. Darin hieß es unter anderem: "Ich weiß, wer den Holocaust als PR erfunden hat." Der Journalist und frühere SPIEGEL-Autor Henryk M. Broder veröffentlichte das Schreiben auf seinem Blog. Jebsen, dessen Moderationsstil in Berlin schon vorher für Diskussionen gesorgt hat, konterte mit einem YouTube-Video. "Ich bin vielleicht irre, aber kein Antisemit" , lässt er darin wissen. Vielmehr verstehe er sich als Humanisten und Demokraten und stehe für kritischen Journalismus. Seinen Kontrahenten Broder lud der Radiomoderator noch demonstrativ in seine Sendung ein. Broder lehnte jedoch ab und verwies auf die "Grenzüberschreitung", die die Holocaust-Äußerung darstelle.
Neue "Spielregeln": journalistische Standards und weniger Politik
Jebsen musste danach zwischenzeitlich vom Mikrofon zurücktreten, eine Sendung wurde ausgesetzt. Trotzdem stärkte die öffentlich-rechtliche Anstalt ihrem Zögling, der die Sonntagnachmittag-Sendung "KenFM" seit zehn Jahren moderierte, den Rücken. Aber der Sender vereinbarte mit dem 45-Jährigen auch neue "Spielregeln": die Einhaltung journalistischer Standards, außerdem sollte der Politikanteil bei "KenFM" reduziert werden. Jebsen war also auf Bewährung.
In seiner ersten Sendung nach dem Eklat vor rund zehn Tagen entschuldigte sich Jebsen und wehrte sich erneut gegen den Antisemitismusvorwurf. Ihm zu unterstellen, er habe den Holocaust geleugnet, sei "absurd", sagte Jebsen. Die Jüdischen Gemeinde zu Berlin bezeichnete seine Rückkehr hinter das Mikrophon als "verwunderlich". Eine Sprecherin der Gemeinde urteilte, der RBB handele "zu milde" - die jetzige Kündigung dürfte die Gemüter nun wieder beruhigen.
Zweimal ging Jebsen zwischenzeitlich wieder auf Sendung. In Internetforen solidarisierten sich viele Fans weiterhin mit ihm, allerdings schrieben die Sympathisanten zum Teil ebenfalls in antisemitischem Tonfall. Seinen endgültigen Rausschmiss kommentierte der Moderator wieder mit einem Video im Internet . Darin bestritt er, in seiner Sendung gegen journalistische Standards verstoßen zu haben. Bebildert ist das Video mit einem Foto, das einen chinesischen Demonstranten zeigt, der sich im Zuge der Studentenproteste von 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking vier Panzern entgegenstellt. Unter dem Bild steht noch "Courage - When a cause is more important than anything." Einer gegen alle, soll das wohl ausdrücken - und unterstreicht das schiefe Selbstbild des Moderators.
Der ehemalige Programmchef Warbeck, seit 2005 als Programmchef von Fritz, übernimmt indes die Verantwortung für die redaktionellen Versäumnisse. Dazu zähle, dass in der Sendung Jebsens in den vergangenen Monaten "mehrere nicht ausreichend redaktionell geprüfte und abgenommene Beiträge" gelaufen seien. Zudem habe Jebsen ohne Abstimmung Beiträge auf der Webseite "KenFM.de" online gestellt. Warbeck sehe sich unter diesen Umständen nicht mehr in der Lage, das Programm angemessen zu leiten, teilte der RBB mit. "Wir respektieren die Entscheidung von Stefan Warbeck und werden jetzt mit ihm über eine neue Aufgabe im RBB sprechen."