Ausstellung in Berlin Die Dealer können's auch

Ein 180-Kilo-Surfbrett, Tapetenmuster-Bilder und schaumige Fotos: Manche Galeristen verkaufen nicht nur Kunst, sondern machen selbst welche. In der Schau "Buy Art By Artists" werden jetzt die Werke von namhaften Kunstverkäufern gezeigt.

Der Job eines Galeristen ist heute allgemein bekannt: Er stellt Kunstwerke aus, vermittelt und verkauft sie und betreut Künstler kommerziell. Aber dass manch erfolgreicher Galerist auch selber Künstler ist oder einmal war, wissen nur wenige. Jetzt aber zeigt der Berliner Galerist Martin Kwade in seiner Galerie Kwadrat  die Schau "Buy Art By Artists", und zu sehen - und in einigen Fällen auch zu kaufen - sind Werke von Künstlern, die heute Galeristen sind.

Kuratiert hat die Ausstellung der Künstler Gregor Hildebrandt. Die Idee kam ihm, nachdem er ein Foto der Künstlerin Daniela Steinfeld in der Düsseldorfer Galerie Van Horn gekauft hat. Das Foto zeigt Steinfeld auf einer Mauer sitzend, wie sie versucht, ihre damaligen Kommilitonin Linn Lühn zu sich hochzuziehen. "Ich habe 1999 das Foto als Einladungskarte zur einer Ausstellungsserie mit mir und anderen befreundeten jungen Künstlern in der Konrad Fischer Galerie gemacht", sagt Steinfeld. Heute sind sowohl Steinfeld  als auch Lühn  Galeristinnen in Düsseldorf.

Für Hildebrandt war das Einladungsfoto die "Initialzündung" für die Ausstellung, "weil Steinfeld und Lühn damals in der Galerie von Konrad Fischer ausgestellt haben, der von 1963 bis 1968 Künstler war und genau wie die beiden später Galerist wurde". Konrad Fischer, der sich als Künstler Konrad Lueg nannte, ist wohl das bekannteste Beispiel für einen Künstler, der seine Arbeit aufgab und danach zu einem der erfolgreichsten Galeristen wurde. Von ihm zeigt Hildebrand eines seiner sogenannten Pattern Paintings (Tapetenmuster-Gemälde) in der Ausstellung.

Von Lühn ist eine wunderbare kleine vierteilige Fotoarbeit zu sehen, in der sie selbst - mit Hilfe von viel weißem Schaum - eine andere Identität annimmt. Steinfeld zeigt zwei alte Arbeiten, natürlich auch das Foto für die Schau "Fischers Frische Fische". Neue Arbeiten gibt es von ihr nicht, "weil ich gar keine Zeit dafür habe", sagt sie. Und diese beiden Arbeiten seien dem Fotografiesammler Wilhelm Schürmann zu verdanken, weil er von der Einladungskarte einen Abzug besaß und das Foto so gut fand, dass er Steinfeld bat, "eine richtige Arbeit" daraus zu machen. Und sie tat es: "Ich habe die Größe und den Rahmen entschieden, er legte die Auflage und den Preis fest." "Verrückt" sei dann gewesen, dass das Foto tatsächlich verkauft wurde.

Ob sie vielleicht wieder Kunst machen würde? "Alles ist möglich", sagt Steinfeld, genauso wie es möglich war, Galeristin zu werden: Noch während ihres Studiums stellte sie in einem Projektraum Künstler aus, die sie "geil" fand. Das hat sich dann so verselbständigt, dass daraus eine Galerie wurde, als sie selbst als Künstlerin eine Pause machen wollte. Aber ihre Ausbildung käme ihr zugute, sagt Steinfeld, "weil ich mit den Augen einer Künstlerin die Arbeit eines Künstlers ansehe, den ich entdecke".

Surfbrett aus Marmor

Neben Steinfeld zeigen Kwade und Hildebrandt Fotos von Javier Peres , in dessen Berliner Galerie vor kurzem der Schauspieler James Franco ausstellte. Von J. St. Bernard, der zur erfolgreichen New Yorker Galerie Reena Spaulings  gehört, ist eine Skulptur zu sehen. Von Reena Spaulings, von denen man nur weiß, dass sich hinter diesem Namen einige Künstler verbergen, lehnt ein 180 Kilogramm schweres Surfbrett aus Marmor an der Wand.

Ben Kaufmann, der erst Künstler, dann Galerist, dann Fußballtrainer war und jetzt Kunstvereinsdirektor wird, gibt es zwei wunderbare abstrakte Gemälde, Alexander Schröder von der Galerie Neu  hat ein hölzernes Fundstück mit Segelboot geliefert, die Chinesin Tian Yuan zeigt zwei schöne minimalistische Bilder, die an Kalligrafie erinnern. Von Mihai Pop,  der in Berlin die Galerie Plan B und in Rumänien einen Projektraum betreibt, ist ein großes Bild und eine Readymade-Skulptur zu sehen, und Andreas Koch, früher Galerie Koch und Kesslau, zeigt eine Fotoarbeit und ein Video der Adalbertstraße, aus dem er alle Spuren von Menschen entfernt hat.

Michael Callies zeigt Zeichnungen und Oliver Croy  eine Fotoserie. Und Joachim Elzmann , hinter dessen Namen sich der Berliner Galerist und Kunsthändler Michael Haas versteckt, zeigt vier Objektkästen mit Kompositionen aus dünnem, farbigem Holz. Er hat lange Zeit in Galerien und Institutionen ausgestellt, ohne seine Identität preiszugeben. "Als es aufflog, war ich froh", sagt Haas/Elzmann, denn jetzt sei es viel einfacher für ihn, "denn jetzt stehe ich in der Öffentlichkeit zu dem, was ich mache, und es ist super zu hören, dass manche meine Arbeit gut finden".

Das hätte der Galerist Daniel Buchholz vielleicht auch gern gehört, wenn er einen seiner Scherenschnitte in die Ausstellung gegeben hätte. Aber von ihm ist nichts zu sehen. "Im Zoll hängengeblieben" heißt es. Das ist die Galeristen-Ausrede, wenn eine angekündigte Arbeit nicht vorhanden ist.


Buy Art by Artists. Kuratiert von Gregor Hildebrandt. Galerie Kwadrat.  Berlin. Bis 27.7.

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