Protestaktion "Your Right to Know" Warum Australiens Zeitungen heute ihre Titelseiten schwärzen

In einer ungewöhnlichen Aktion haben sich die größten australischen Zeitungen zusammengetan - sie erschienen am Montag mit geschwärzten Titelseiten. Dahinter steckt eine klare Aufforderung an die Regierung.
Titelseiten australischer Zeitungen am Montag: "Beispiellose Demonstration der Einheit zwischen Wettbewerbern"

Titelseiten australischer Zeitungen am Montag: "Beispiellose Demonstration der Einheit zwischen Wettbewerbern"

Foto: LUKAS COCH/EPA-EFE/REX

Aus Protest gegen eine zunehmende Einschränkung der Pressefreiheit sind Australiens große Tageszeitungen am Montag mit geschwärzten Titelseiten erschienen. Auf Blättern wie dem "Sydney Morning Herald" oder dem "Australian" verdeckten schwarze Balken Text und Fotos. Damit protestierten sie gegen eine Reihe von Gesetzesverschärfungen, die Journalisten die Arbeit erschweren; außerdem gegen die Durchsuchung von Redaktionsräumen durch die Polizei.

Die Aktion steht unter dem Motto "Your Right to Know", frei übersetzt also "Ihr Recht zu wissen". Daran beteiligten sich insgesamt 19 Zeitungen und Journalistenverbände. Sie appellierten an die rechtskonservative Regierung von Premierminister Scott Morrison, die Pressefreiheit besser zu schützen. Zu ihren Forderungen gehören unter anderem mehr Rechte für sogenannte Whistleblower, die Journalisten mit Informationen versorgen.

Die Kampagne sei eine "beispiellose Demonstration der Einheit zwischen Wettbewerbern" und ziele auf einen verstärkten Schutz der Pressefreiheit, hieß es in einer Erklärung  des "Sydney Morning Herald" ("SMH"). Der Sender Channel 9 erklärte : "Sie haben das Recht zu wissen, was die von Ihnen gewählte Regierung in Ihrem Namen tut. Aber in Australien werden Menschen, die ihre Meinung sagen, bestraft, und Journalismus wird kriminalisiert. Das muss sich ändern."

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Nach Angaben des Bündnisses verabschiedete das australische Parlament in den vergangenen Jahren mehr als 60 Gesetze, die das Aufdecken von Skandalen und Missständen erschweren. Unterstützung bekamen die Zeitungen auch von Fernseh- und Radiosendern. Der Chef des Senders ABC, David Anderson, sagte: "Australien läuft Gefahr, die geheimnisvollste Demokratie der Welt zu werden."

Dem "SMH"-Bericht zufolge hängt die Aktion vor allem auch mit den jüngsten Polizeieinsätzen gegen Journalisten zusammen:

  • Am 4. Juni hatten Polizisten stundenlang das Haus der News-Corp-Journalistin Annika Smethurst in Canberra durchsucht. Sie hatte Informationen aus mehreren Papieren veröffentlicht, die als geheim eingestuft waren - darin ging es um einen Plan der Behörden, der das Abhören von australischen Staatsbürgern erleichtert hätte.
  • Einen Tag später traf es das Hauptquartier des öffentlich-rechtlichen Senders ABC. Bei dieser Razzia ging es um einen Bericht des Senders aus dem Jahr 2017, in dem australischen Eliteeinheiten vorgeworfen wurde, in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen zu haben. In dem offiziellen Durchsuchungsbefehl wurden die Namen mehrerer ABC-Journalisten gelistet, die zu diesem Bericht beigetragen hatten. Ihnen waren vertrauliche Informationen zugespielt worden.
aar/dpa
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