"Girl with Balloon" von Banksy (Archivbild)
Foto: Luke MacGregor/ REUTERSIst das noch Kunst oder kann das jetzt weg? In dem Moment, als der Auktionator von Sotheby's einem telefonisch zugeschalteten Bieter den Zuschlag für das berühmte Banksy-Werk "Girl with Balloon" erteilte, setzte sich ein im Bilderrahmen verborgener Schredder in Gang und schnitt das Bild vor den Augen der Anwesenden in Streifen. Hat da jemand gerade 1,04 Millionen Pfund (1,18 Millionen Euro) für ein paar Papierschnipsel bezahlt?
Alex Branczik jedenfalls, Direktor der Abteilung für zeitgenössische Kunst bei Sotheby's in London, sagte "The Art Newspaper" zufolge: "Es scheint, als seien wir gerade gebanksyed worden". Doch was das heißt, bestimmt Banksy letztlich selbst. Der anonyme Street-Art-Künstler ist berühmt dafür, mit seinem Publikum und den Mechanismen des Kunstmarkts zu spielen.
So kann Branczik zwar behaupten, das Schreddern sei nun "integraler Bestandteil des Kunstwerks" und "man könnte argumentieren, dass das Werk jetzt wertvoller ist als vorher". Doch ob der Käufer das auch so sieht, ist noch nicht geklärt. Man sei noch in Gesprächen, ob er die 1,04 Millionen Pfund wirklich bezahlen müsse.
Unklar ist auch, ob der Künstler selbst vor Ort war und den Mechanismus auslöste, und ob jemand von Sotheby's eingeweiht war. Branczik sagte, er habe von der Aktion vorher nichts gewusst. Im Ausstellungskatalog wird jedoch darauf hingewiesen, dass das Bild im "Rahmen des Künstlers" verkauft werde. Dieser Rahmen, das ist auf Fotos gut zu erkennen, war ungewöhnlich dick. Dick genug jedenfalls für den Schredder.
Banksy selbst kommentierte das Geschehen auf seinem Instagram-Account mit dem Satz "going, going, gone". Das ist die englische Version von "Zum Ersten, Zum Zweiten, Zum Dritten - Verkauft", das "gone" kann aber auch mit "verschwunden" übersetzt werden.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Die Tretjakow-Galerie zeigt aktuell Werke des Street-Art-Künstlers Banksy, darunter auch ein Original seiner Mona Lisa.
Auf Instagram veröffentlichte der Künstler nun ein Chatprotokoll, in dem er sich von der Ausstellung distanzierte.
Banksy gab an, nichts von der Schau in Moskau gewusst zu haben.
Es ist nicht die erste Ausstellung ohne Genehmigung des Briten: Sein ehemaliger Manager Steve Lazarides gastiert gerade mit einer Wanderausstellung in Berlin.
Dort sowie in Moskau wird auch Banksys bekanntestes Werk "Girl with Balloon" aus dem Jahr 2004 gezeigt.
Beide Ausstellungen verlangen von ihren Besuchern Geld. Banksy schrieb: "Ich wünschte, ich könnte das lustig finden."
Zugleich ging er nicht rechtlich gegen die Veranstalter der Ausstellung vor. Er nutzt die Wände für seine Graffitis selbst ohne Genehmigung.
Mit seiner politischen Street-Art ist Banksy weltbekannt.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden