Bedeutender DDR-Maler Bernhard Heisig ist tot

DDR-Künstler Heisig: International respektiert
Foto: Patrick Pleul/ dpaHamburg/Berlin - Er zählte zu den bedeutendsten zeitgenössischen Malern und Grafikern der DDR und galt im Westen bis zur Wende 1989 als einer der wichtigsten Repräsentanten der DDR-Kunst. Am Freitag ist Bernhard Heisig im Alter von 86 Jahren in seinem Wohnort Strodehne an der Havel in Brandenburg gestorben. Dies teilte sein Galerist Rüdiger Küttner der Nachrichtenagentur dpa in Berlin unter Berufung auf Heisigs Familie mit.
Mit Staatsaufträgen und -preisen bedacht, orientierte sich Heisig, dessen Malstil vor allem an Menzel, Corinth, Kokoschka, Max Beckmann und Dix geschult war, zwischen klassischer Moderne und zeitgenössischem Realismus. Als einziger bekannter DDR-Maler setzte er sich auch mit der Pop Art auseinander und operierte mit Zitaten, Fotocollagen und wechselnden Wirklichkeitsebenen.
Bernhard Heisig wurde 1925 als Sohn des Malers Walter Heisig, der ihn auch ausbildete, in Breslau geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er in Leipzig und übernahm 1954 eine Lehrtätigkeit an der dortigen Hochschule für Graphik und Buchkunst, der Leiter er später wurde. 1964 wurde Heisig als Rektor der Leipziger Hochschule abgesetzt. Er hatte Kritik an der offiziellen SED-Kunstpolitik, dem sogenannten Bitterfelder Weg geübt. 1977 stellte Heisig auf der documenta in Kassel aus.
Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört das für die Galerie ehemaliger Amtsinhaber im Kanzleramt erstellte Porträt des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Es entstand 1986, drei Jahre vor der Wende, in Leipzig, nachdem die DDR-Behörden den Auftrag genehmigt hatte. Als DER SPIEGEL später meldete, die Stasi habe die Gespräche zwischen Altkanzler und Maler ausgewertet, beschied Schmidt in einem Leserbrief: "Meiner Freundschaft zu Bernhard Heisig wird die SPIEGEL-Geschichte keinen Abbruch tun." Er habe Heisig persönlich als Porträtisten ausgewählt, da er dessen Malweise schätze.
Im Oktober 1989 gab Heisig die an ihn verliehenen Nationalpreise zurück und trat aus der SED aus. Die Etikettierung "Staatskünstler" wies er, dessen einziger Staatsauftrag das "Ikarus"-Bild am Palast der Republik gewesen war, stets zurück, bekannte aber öffentlich, nichts dagegen gehabt zu haben, "mitzulaufen". Zu seinem 65. Geburtstag wurde Heisig mit einer umfassenden Retrospektive geehrt, die 1989/1990 im West-Berliner Martin-Gropius-Bau, dann in Bonn und München zu sehen war.
"Wollte nichts von mir lernen"
Die Auftragsvergabe des Kulturbeirates des Bundestages an Heisig zur künstlerischen Ausgestaltung des umgebauten Berliner Reichstags führte 1998 ob seiner Vergangenheit als Mitglied in der Waffen-SS und seiner staatstragenden Rolle in der DDR zu Protesten und öffentlichen Diskussionen. Nachdem sich die Wogen geglättet hatten, konnte Heisig schließlich unter dem Titel "Zeit und Leben" einen sechs Meter langen Geschichtsfries in der Cafeteria des Bundestags gestalten - mit den Persönlichkeiten und Unpersonen der deutschen Geschichte, darunter Friedrich der Große, Bismarck und Adolf Hitler.
Anlässlich seines 80. Geburtstags wurden Heisig all die Ehren zuteil, die er noch bei seinem 70. Geburtstag vermisst hatte: Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnete im März 2005 unter dem Titel "Die Wut der Bilder" eine große Retrospektive im Museum der bildenden Künste in Leipzig, die anschließend in Düsseldorf und in Berlin gezeigt wurde.
Als Professor in Leipzig bildete Heisig mit den Malern Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke ein Dreigestirn, dem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" das Etikett "Gründerväter der Leipziger Schule" verleih, auch wenn die drei Individualisten immer abstritten, jemals eine Gruppe gebildet zu haben.
Die "New York Times" bezeichnete in den neunziger Jahren die Leipziger Studenten aus der Generation der um 1970 Geborenen, die bei Heisigs und Arno Rinks Meisterschüler Neo Rauch Malerei studiert hatten und sich durch eine neo-surrealistische Kunst auszeichneten, begeistert als Neue Leipziger Schule.
In einem SPIEGEL-Gespräch sagte Heisig 2009, er empfinde kein Triumphgefühl angesichts des Welterfolgs der Leipziger Schule. Seinem Schüler Neo Rauch attestierte er "handwerkliche Mängel" und folgerte: "Offenbar wollte er nichts von mir lernen."