"Berliner Zeitung" Neue Stasi-Fälle in der Redaktion

Die "Berliner Zeitung" kommt nicht zur Ruhe: Bei der renommierten Hauptstadtzeitung räumten zwei weitere Redakteure eine frühere Stasi-Tätigkeit ein. Nun soll kommende Woche ein Ehrenrat über die Zukunft der beiden Mitarbeiter entscheiden.

Berlin/Hamburg - Die Zeitung "Die Welt" berichtet in ihrer Ausgabe vom heutigen Donnerstag, die Redakteure hätten ihren Stasi-Dossiers zufolge während ihres Journalistikstudiums in Leipzig und später während ihrer Korrespondentenzeit in der Sowjetunion und in Mosambik für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gearbeitet. Sie seien - ebenso wie die ersten beiden bekannt gewordenen Fälle - von der MfS-Auslandsspionage erfasst gewesen. Die Mitarbeiter hätten selbst ihre Akten offengelegt.

Im März war bereits die frühere Stasi-Tätigkeit zweier leitender Redakteure der "Berliner Zeitung" - des Ressortleiters der Seite 3 sowie des stellvertretenden Politikchefs - bekannt geworden.

Daraufhin hatte die Zeitung einen Ehrenrat berufen, der empfahl, die beiden als einfache Redakteure weiter zu beschäftigen.

Vor eben diesem Ehrenrat sollen nun die beiden Mitarbeiter am kommenden Dienstag gehört werden, wie der Chefredakteur der "Berliner Zeitung", Josef Depenbrock, der Nachrichtenagentur AP sagte. Danach werde über ihre Zukunft entschieden.

"Es steht mir nicht zu, Existenzen zu vernichten, weil ich um den Ruf der Zeitung fürchte", sagte Depenbrock. Zwar müsse die Integrität der "Berliner Zeitung" als Medium erhalten werden. Andererseits hätten beide die Chance auf einen Neuanfang verdient. Der Ehrenrat werde nach der Anhörung und Akteneinsicht entscheiden, ob die Namen veröffentlicht würden.

Dem Rat gehören der Theaterregisseur Thomas Langhoff, der frühere Direktor der Gauck-Behörde, Peter Busse, der Schriftsteller Adolf Endler und der Vorstand der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Rainer Eppelmann, an.

Nachdem die beiden ersten Fälle im Frühjahr bekannt geworden waren, hatte sich die Mehrheit der Redaktionsmitarbeiter entschieden, selbst bei der Birthler-Behörde Anträge auf Akteneinsicht zu stellen. In einem Forschungsprojekt sollen ferner die Stasi-Verstrickungen von Mitarbeitern der "Berliner Zeitung" bis Herbst genauer untersucht werden.

Die "Berliner Zeitung" will in ihrer Ausgabe am morgigen Freitag zu den neuen Fällen Stellung nehmen.

tdo/AP/ddp

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