Berühmter Theaterregisseur Jürgen Gosch ist tot
Jürgen Gosch gelang, was nur wenigen Theatermachern gelingt: Sein Name wurde über das engere Fachpublikum hinaus zu einem Begriff. Das Bühnenbild seiner Inszenierungen war reduziert, Gosch setzte stattdessen auf die Kunst der Schauspieler. In der Nacht zum Donnerstag ist der Regisseur gestorben. Das teilte das Berliner Ensemble mit. Gosch war krebskrank. Er wurde 65 Jahre alt.
Ende April hatte er am Deutschen Theater in Berlin noch "Idomeneus" von Roland Schimmelpfennig inszeniert und im Dezember 2008 mit seiner Version von Tschechows "Die Möwe" an der Berliner Volksbühne triumphiert.
Er arbeitete unter anderem am Hamburger Thalia Theater, dem Düsseldorfer Schauspielhaus, der Berliner Schaubühne und am Deutschen Theater.
Geboren wurde Jürgen Gosch am 9. September 1943 in Cottbus. Von 1962 bis 1964 studierte er an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Ost-Berlin.
Ein erstes Engagement als Schauspieler erhielt Gosch in Parchim/Mecklenburg. Von 1967 bis 1970 war er am Theater in Potsdam, wo er als Regisseur debütierte. Dem folgten Rollen an dem Ost-Berliner Theater schlechthin: Der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.
Nach einer systemkritischen Inszenierung von Büchners "Leonce und Lena" im Jahr 1978 wurde Gosch die weitere Theaterarbeit in der DDR unmöglich gemacht - er übersiedelte im gleichen Jahr in die Bundesrepublik.
Dort arbeitete er in Hannover (Kleists "Prinz von Homburg", 1978) und Bremen (Shakespeares "Hamlet", 1981). Bekannt wurde Gosch 1985 mit "Ödipus" von Sophokles. Die Inszenierung mit Ulrich Wildgruber in der Titelrolle wurde 1985 in Venedig mit dem Europäischen Theaterpreis ausgezeichnet.
Zu Goschs bekanntesten jüngeren Inszenierungen gehören Shakespeares "Macbeth" aus dem Jahr 2005, dessen bluttriefende Inszenierung einen Skandal auslöste, und "Sommergäste" von Maxim Gorki.
Dafür wählte ihn das Fachblatt "Theater heute" zum Regisseur des Jahres 2004. Im Mai 2009 erhielt er beim Berliner Theatertreffen den Deutschen Theaterpreis, den er aber bereits nicht mehr selbst entgegennehmen konnte.
Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann sagte anlässlich Goschs Tod: "Jürgen Gosch war ein im Theater selten anzutreffender, feiner Gentleman und zugleich ein Probenzauberer, der seine Spieler auf bisher ungesehene Weise zu ihrem eignen Selbst verführte". Bis zuletzt habe Gosch gehofft, seine Inszenierung von Euripides "Bacchen" vollenden zu können. Die Schauspieler Corinna Harfouch, Corinna Kirchhoff, Charly Hübner und Ernst Stötzner hätten am Krankenbett mit Gosch an den "Bacchen" in der Neufassung von Roland Schimmelpfennig gearbeitet.