
Besser leben durch Humor Selten so gelacht

Kleine Humorpause, es ist ja alles so bitterernst. Eine kleine Pause und der Aufruf, mal wieder richtig zu lachen. Hey, ich bin die Ulli, und ich kann super über mich lachen. "Man muss auch einfach mal über sich lachen können" ist das neue "Ich bin nicht ironisch".
Der Kampf gegen das, was deutschsprachige Natives unter Ironie verstanden, was aber meist verkappte dummbatzige Bosheit gepaart mit mangelndem sprachlichen Talent war, tobte vor einigen Jahren. Wer nicht ins gesellschaftliche Abseits geraten wollte, musste ständig versichern, nicht ironisch zu sein. Ja, Ironie zu verachten.
Zwar wissen die meisten nicht, was genau die Worte sarkastisch, zynisch und ironisch bedeuten, aber egal, denn eine neue Zwangsstörung ist das Ding der Stunde: Alle müssen pausenlos über sich selbst in schallendes Gelächter ausbrechen. Unklar, was die meisten darunter verstehen. Dinge wie: Hey, jetzt habe ich meinen Hund überfahren, ich Schussel. Oder wohnt dem neuen Trend des Übers-Ich-Lachens etwas tief Philosophisches inne?
Der Mensch als lächerliches Wesen
Dieser Mensch, im Aufrechtgang auf den Hinterläufen, wie er versucht, eine Ernsthaftigkeit in seinen Gehschwung zu legen, wie er Gesichter macht dabei, wie er nackt aussähe, wie er auf dem Klo aussähe, mit Windeln, der unzureichend konforme Körper, der schwitzt, wie er sich paaren will. Und was für Gesichter er dabei macht. Und was für Gesichter er macht, wenn er sich nicht paaren darf.
Das soll das gefährlichste Raubtier der Welt sein? Dieses Scheißerchen, das tut, als würde es wissen, worum es geht? Mit einer Wichtigkeit, Jesses! Für wen denn, von den Verwandten und Liebsten abgesehen? Wer tut etwas Bedeutendes, bilden wir uns das alles nicht nur ein? Mit der tollen Entwicklung, den tollen Robotern und hey, wir können zum Mars fliegen, wir haben Antibiotika und Zahnimplantate, die Bildung wird besser und so weiter, wir können zufrieden sein, und über uns lachen. Das gönnen wir uns jetzt.
Das Problem sind natürlich die anderen
Wir lachen in gutmütigem Ton über unsere kleinen Fehler. Über die großen lachen wir nicht. Die großen Fehler machen die anderen. Die da oben, die nicht ich sind. Ich bin nicht gierig. Ich gaffe nicht bei Autounfällen. Wenn ein Rudel Nazis im Zug eine Frau bedrohen würde, ginge ich dazwischen. Ich habe nie mehr gewollt, als ich habe. Ich habe keine Vorurteile. Wenn eine große Gruppe junger Männer mit dunklen Haaren und langen Bärten zusammensteht, wechsle ich nachts nicht die Straßenseite.
Nie würde ich lügen. Also nie, sagen wir einfach, richtig fett lügen. So ein bisschen, ja, komm schon, ein bisschen ist drin. Nie würde ich irgendeine Meinung nacherzählen, einen Gedanken, den ich irgendwo aufgeschnappt habe, gelesen habe, als meinen Gedanken in die Welt schleudern und tun, als hätte ich recht.
Nie würde ich denken, immer im Recht zu sein, weil ich alles besser weiß. Weil ich das Gefühl habe, klüger zu sein als die meisten. Klüger als Menschen, die an Gott glauben zum Beispiel. Oder die Helene Fischer lieben. Oder Mario Barth. Oder sich einen auf die Märkte runterholen. Oder sich Amazon Echo zur besseren lückenloseren Überwachung ihres erbärmlichen Lebens in die Wohnung stellen und denken: Endlich, endlich hört mir jemand zu.
Ich bin ein prima Mensch. Das Problem sind die anderen. Ich bin so ein fantastischer Mensch, dass ich die Erde mit mir bevölkert sehen möchte, und darum erlaube ich mir, über mich zu lachen. Statt über mich zu weinen, den ganzen Tag. Über meine Sterblichkeit, meine Hilflosigkeit, meine Inkonsequenz, meine Ratlosigkeit, meine Angst in der Nacht und die Angst am Tag und die Angst vor dem Ende. Lache ich. Bis mir die Tränen kommen, über so viel Erbärmlichkeit.