Budapest Rechtsextreme übernehmen Theaterleitung

István Csurka: Gescheiterter Dramatiker, jetzt plötzlich Intendant
Foto: AP/ MTIBudapest - In Ungarn herrscht Empörung darüber, dass die Stadt Budapest den rechtsextremen Politiker und Schriftsteller István Csurka, 77, zusammen mit dem ähnlich denkenden Theatermann György Dörner an die Spitze des bisher liberalen Neuen Theaters berufen hat. Die Ungarische Theatergesellschaft, der Fachverband der Bühnenschaffenden, veröffentlichte am Freitag einen Protestbrief an Bürgermeister István Tarlós, der Mitglied der regierenden rechtsnationalen Partei FIDESZ ist. Die Ernennungen seien gegen die ausdrückliche Meinung der Fachleute geschehen. Tarlós treibe der Wille, "politisch Land zu gewinnen", schrieb die Theatergesellschaft.
Csurka ist Vorsitzender der außerparlamentarischen, rechtsextremen Partei MIEP und ist schon oft mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen. Er ist auch Dramatiker und will seine bisher kaum gespielten Stücke jetzt auf die Bühne bringen, wie er am Freitag erklärte. Unter seiner Führung solle das Theater "viel politischer" werden als bisher, sagte Csurka. Er wolle Wettbewerbe ausschreiben, bei denen die Autoren aktuelle Themen bearbeiten sollten.
Der künftige Co-Direktor Dörner erklärte, er sei "national verpflichtet". Er wolle mit der "krankhaften liberalen Hegemonie" aufräumen und "der liberalen Anspruchslosigkeit der Unterhaltungsindustrie den Krieg erklären". Vorrang sollen Werke ungarischer Autoren haben. Auch der Name des Theaters werde geändert. Anstatt Neues Theater (Uj Szinhaz) solle die Bühne Hinterland-Theater (Hatorszag Szinhaz) heißen. "Hinterland" solle dabei "das unter dem sozialliberalen Joch ächzende Ungarntum" symbolisieren, sagte Dörner.