Bücher-Automat Der Literarische
Der Bahnsteig zwischen Gleis 3 und Gleis 4 am Bahnhof Gesundbrunnen ist etwas für Feinschmecker. Ein silbern glänzender Automat bietet dort Lebkuchenherzen an, Schoko-Bons und Apfelschorle. Nichts Besonderes, bis auf das kleine gelbe Büchlein, das zwischen Bounty-Riegeln und Keksen auffällt. "Jeffrey McDaniel" steht darauf und "Siamesische Gegensätze" in einer Sprechblase über zwei schwarzen Katzen.
Das Heftlein ist ein literarischer Automaten-Snack für Reisende. Die Reihe "Schöner Lesen" aus dem Berliner Sukultur-Verlag ist ein Klassiker unter der ungewöhnlichen Automatenware. Verleger Frank Maleu hatte vor drei Jahren die Idee zum ungewöhnlichen Vertrieb von nicht etablierter Literatur.
Seitdem hat er 30.000 Leseheftchen verkauft. Jeden Monat erscheint ein neues Buch; es gibt Sammler, die jede der bisher 60 Ausgaben besitzen. Die Süßigkeiten-Automaten mit Literaturbeilage stehen an über 30 Orten in Deutschland, einer sogar auf Sylt. Am besten verkauft sich die automatische Lyrik und Prosa - manchmal auch von prominenten Autoren wie Tanja Dückers oder Dietmar Dath - in Berlin.
Ganz neu ist die Idee jedoch nicht: Reclam verkaufte seine gelben Heftchen bereits in den zwanziger Jahren millionenfach in speziellen Heftautomaten. Der Erfolg heute liegt sicher auch am niedrigen Preis: Mit einem Euro ist der Lesestoff billiger, als Schoko-Bons und Apfelschorle.
Praktisch automatisch - hier alle Exemplare zum Durchklicken: