Abhörskandal in Großbritannien
Camerons Ex-Sprecher soll Beamte bestochen haben
Der ehemalige Pressesprecher von Premierminister David Cameron verstrickt sich immer tiefer in den Abhörskandal um das Murdoch-Imperium. Die britische Staatsanwaltschaft geht nun einer neuen Spur nach: Coulson soll Schmiergeld an öffentliche Beamte gezahlt haben, um den Skandal zu verschleiern.
Hamburg/London - Die britische Staatsanwaltschaft geht weiter gegen den ehemaligen Pressesprecher von Premierminister David Cameron vor, der vor seiner Beschäftigung beim Regierungschef für den Medienmogul Rupert Murdoch gearbeitet hat - und offenbar tief in den britischen Abhörskandal verstrickt ist. Andy Coulson, von 2007 bis 2011 Camerons Sprecher, soll Geld an Beamte gezahlt haben, um den Skandal zu vertuschen. Am Dienstag gab die Staatsanwaltschaft bekannt, wegen dieses Vorwurfs gegen Coulson vorzugehen.
Andy Coulson gilt gemeinsam mit Murdochs früherer Mitarbeiterin und Ex-"Sun"-Chefin Rebekah Brooks als Schlüsselfigur in dem Abhörskandal, der seit rund drei Jahren die britische Medienlandschaft belastet. Coulson war von 2003 bis 2007 Chefredakteur von "News of the World". Er trat von dem Posten zurück, nachdem ein Reporter und ein Privatdetektiv verurteilt worden waren, die Anrufbeantworter von Mitgliedern der britischen Königsfamilie angezapft zu haben. Während seiner Zeit als Chefredakteur sollen für ihn tätige Journalisten etliche Telefone abgehört und Polizisten bestochen haben. Kurz nach Coulsons Ablösung als Chefredakteur engagierte ihn Cameron als Pressechef.
Rebekah Brooks ist in der Affäre um das illegale Abhören von den Handy-Mailboxen von Prominenten und von Verbrechensopfern angeklagt. Brooks und Coulson müssen sich im nächsten Jahr vor der Justiz verantworten. Das entschied der Zentrale Londoner Strafgerichtshof nach einer Anhörung der beiden im September.