

Zürich/Hamburg - Der lange Atem der Fahnder wurde schließlich belohnt: Nach vier Jahren ist ein spektakulärer Kunstraub aus der Zürcher Sammlung Bührle aufgeklärt. Räuber hatten im Februar 2008 insgesamt vier impressionistische Bilder von Paul Cézanne, Edgar Degas, Vincent van Gogh und Claude Monet im Schätzwert von weit mehr als hundert Millionen Euro gestohlen. Nun sind auch die beiden bislang noch vermissten Gemälde von Cézanne und Degas nach Zürich zurückgekehrt. Vor zwei Wochen waren die vier mutmaßlichen Täter in Serbien verhaftet worden und sitzen seitdem dort laut der Zürcher Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft.
Erst bei der Festnahme am 11. April konnte die serbische Polizei das wertvollste der vier impressionistischen Bilder, das Gemälde "Der Junge in der roten Weste" von Paul Cézanne, sicherstellen. Das Bild "Graf Lepic und seine Töchter" des französischen Malers Edgar Degas hatten die Fahnder bereits vor einigen Monaten in Serbien gefunden. Allerdings wurde dies nicht bekanntgegeben, bis auch das Cézanne-Bild wieder auftauchte, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.
30 Fahnder aus sechs Ländern
Der Raub sorgte vor vier Jahren für Aufsehen: Drei Täter waren am 10. Februar 2008 in das Gebäude der Sammlung Bührle eingedrungen. Einer bedrohte die Anwesenden mit einer Pistole, die zwei anderen stahlen die Gemälde von Cézanne, Degas sowie von Vincent van Gogh ("Blühende Kastanienzweige") und Claude Monet ("Mohnfeld bei Vetheuil"). Die Gemälde von Monet und van Gogh wurden bereits rund eine Woche nach dem Überfall in einem Fahrzeug gefunden, das in der Nähe des Bührle-Museums auf einem Parkplatz abgestellt war.
Die Werke von Cézanne und Degas blieben hingegen vorerst verschwunden. Eine Spur führte nach Serbien zu einer Kunsträuber-Bande. Bis zu 30 Fahnder aus sechs Ländern seien laut der Staatsanwaltschaft zeitweise im Einsatz gewesen. Sie hätten in verschiedenen Staaten Telefone abgehört und Verdächtige überwacht. Die Männer im Alter von 36 bis 39 Jahren sind laut dem Schweizer Strafverfolger Schwerstkriminelle.
Für den Cézanne musste die internationale Kripo-Truppe 1,4 Millionen Euro Anzahlung auf den Tisch legen, um die Täter in Sicherheit zu wiegen. Am 11. April schlug die Polizei dann in Belgrad zu, verhaftete die vier Verdächtigen und stellten den in einem Auto versteckten Cézanne sowie Waffen und Geld sicher. Die beiden zuletzt gefundenen Bilder sind durch Risse und eine abgeschlagene Stelle beschädigt - die Täter hatten sie kurzerhand aus den Rahmen geschnitten. Die Werke können nach Angaben der Sammlung Bührle aber restauriert werden.
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Paul Cézannes "Der Knabe mit der roten Weste": Das auf etwa hundert Millionen Euro geschätzte Meisterwerk wurde vor vier Jahren in Zürich geraubt, nun tauchte es in Belgrad wieder auf.
Festnahme eines Tatverdächtigen: Das serbische Innenministerium veröffentlichte dieses Foto vom Einsatz gegen die mutmaßlichen Diebe.
Absicherung: Bei der Präsentation des Gemäldes in Belgrad bewachten Spezialeinheiten der serbischen Polizei das Gemälde.
Zurück in Zürich: Am Freitag präsentierte der Direktor der Bührle-Kollektion, Lukas Gloor, im Zürcher Kunsthaus die wiedererhaltenenen Gemälde - neben dem Cézanne auch das hier abgebildete "Graf Lepic und seine Töchter" von Edgar Degas.
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