
Mega-Projekt Mastaba: Die Wüste baut
Christos Mega-Projekt Mastaba 400.000 Ölfässer in den Sand
Die Projekte von Verpackungskünstler Christo waren schon immer megaloman. Zusammen mit seiner 2009 verstorbenen Ehefrau Jeanne-Claude hat er den Berliner Reichstag verpackt, elf Inseln vor der Küste von Miami eingehüllt und im New Yorker Central Park über 7500 Tore aus leuchtend orangefarbenen Stoff aufgestellt. Doch Christos neuester Plan sprengt selbst die eigenen Maßstäbe: Die permanente Skulptur Mastaba in der Wüste von Abu Dhabi soll größer als die Pyramiden von Gizeh werden, aus über 400.000 bemalten Ölfässern bestehen - und mit Kosten von schätzungsweise 340 Millionen US-Dollar das teuerste Kunstwerk der Welt werden. Nicht von ungefähr wird die Mastaba denn auch als "das achte Weltwunder" beworben.
Dass Christo ein solches Mega-Projekt plant, ist schon länger bekannt. Über Details hatte sich der bulgarischstämmige US-Amerikaner aber bislang ausgeschwiegen. Jetzt hat er in der britischen Sonntagszeitung "The Observer" - parallel zur Veröffentlichung eines Bildbandes im Taschen-Verlag - zumindest eine Hand voll von Neuigkeiten bekannt gegeben. Unter anderem bestätigte er, dass eine Anlage nahe der Oase Liwa genehmigt worden sei. Damit würde die Mastaba - benannt nach altägyptischen Steinbänken, die in der Frühzeit als Königsgräber dienten - rund 160 Kilometer von Abu Dhabi City entfernt sein.

Die geplante Baustelle für die Mastaba in der Wüste von Al-Gharbia
Zur Finanzierung äußerte sich Christo nur vage. Das Projekt werde "unabhängig" finanziert durch Verkäufe anderer Kunstwerke von ihm und durch "verschiedene Investoren". Ähnlich zurückhaltend beschrieb er die Zusammenarbeit mit der königlichen Familie von Abu Dhabi. Er arbeite mit Scheich Hamdan bin Zayed al-Nahyan zusammen, dem Vertreter des Kronprinzen. Zunächst habe er die königliche Familie von seinen Wüstenplänen überzeugen müssen. "Jetzt sind sie aber davon begeistert, das Projekt umzusetzen", sagte Christo dem "Observer". Ob sie ebenfalls zu den Investoren gehören, ließ er offen. "Wir können dazu nichts sagen. Ihnen gehört das Land."
Konkreter wurde er, was die Entstehungsgeschichte der Mastaba betrifft. Schon vor über 30 Jahren habe er zusammen mit Jeanne-Claude erste Pläne entworfen - als Beleg dafür sind auf der Website des Künstlerpaares Skizzen aus dem Jahr 1977 zu sehen. Wegen den Krieges zwischen Iran und Irak, der von 1980 bis 1988 andauerte, hätten sie das Projekt aber nicht weiter vorangetrieben. Eine politische Botschaft will Christo trotz der Verwendung von symbolisch aufgeladenen Ölfässern nicht mit der Mastaba verbunden sehen: "Wir machen nur Arbeiten aus Freude und Schönheit."
Wann die Mastaba fertig werden soll, steht noch nicht fest. Christo selbst veranschlagt Bauarbeiten von rund 30 Monaten. Neben der Mastaba soll zudem ein "Kunst-Campus" entstehen, auf dem eine das Projekt begleitende Ausstellung zu sehen sein soll. Für die erwarteten Touristenströme sollen außerdem ein noch zu bauendes Luxushotel und Restaurant bereit stehen. Die von Christo erhofften Besucherzahlen sind nämlich so megaloman wie das Projekt selbst: Ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten geht von bis zu zwei Millionen Besuchern pro Jahr aus.