Deutscher Reporterpreis Relotius gibt laut Veranstalter seine Auszeichnungen zurück

Vier Mal hat Claas Relotius den prestigeträchtigen Deutschen Reporterpreis gewonnen. Nachdem bekannt wurde, dass auch prämierte Texte Täuschungen und Fälschungen enthielten, hat er laut dem Veranstalter nun alle Preise zurückgegeben.
Gewinner des Reporterpreises 2016

Gewinner des Reporterpreises 2016

Foto: Reporter-Forum/Maria Feck

Claas Relotius gibt seine vier Reporterpreise zurück. Das gab das Reporter-Forum, das den Preis auslobt, am Donnerstagmittag bekannt. Am Mittwoch hatte der SPIEGEL öffentlich gemacht, dass Relotius in großem Umfang Geschichten, die er für den SPIEGEL schrieb, gefälscht und Protagonisten erfunden hatte.

Die 39 Jurorinnen und Juroren des diesjährigen Deutschen Reporterpreises hätten nach der Enthüllung per E-Mail miteinander diskutiert, wie in der Causa Relotius zu verfahren sei, schreibt das Reporter-Forum auf seiner Homepage. Bevor man zu einer Entscheidung gekommen sei, habe sich Relotius per SMS gemeldet, "sich entschuldigt und seine 4 Reporterpreise von sich aus zurückgegeben".

Zu den von Fälschungen betroffenen Texten gehören auch Artikel, die mit dem Reporterpreis ausgezeichnet worden waren, darunter "Nummer 440"  über einen vermeintlichen Gefangenen in Guantanamo (Reporterpreis 2016). Am Mittwoch hatte bereits die Ulrich-Wickert-Stiftung Relotius den Peter-Scholl-Latour-Preis aberkannt. "Ich bin tief erschüttert über diesen Betrug", teilte der frühere "Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert mit. "Glaubwürdigkeit ist das wichtigste Gut eines Journalisten."

Am Donnerstag teilte zudem der Nachrichtensender CNN International mit, dass er Relotius zwei Auszeichnungen aberkannt habe. Die unabhängige Jury, die Relotius 2014 sowohl zum Print-Journalisten des Jahres als auch zum Journalisten des Jahres gekürt hatte, habe sich aufgrund der Täuschungsvorwürfe einstimmig zu diesem Schritt entschieden, so CNN in einer Pressemitteilung.

Relotius hat das Haus mittlerweile verlassen. Eine Kommission wird den Fall aufarbeiten.

Die von Relotius verfassten Artikel bleiben bis zu einer weitgehenden Klärung der Vorwürfe unverändert, aber mit einem Hinweis versehen im Archiv, das online zugänglich ist, auch um Nachforschungen zu ermöglichen. Wir bitten um Hinweise an hinweise@spiegel.de .

red
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