Preis für Pressefreiheit "Wir ehren ihren Mut"

Bodyguards beschützen den ägyptischen Satiriker Bassem Youssef
Foto: Amr Nabil/ AP/dpaSie machen ihren Job und werden dafür in ihrer Heimat bedroht, verfolgt oder ins Gefängnis gesteckt. Als Anerkennung für ihre Arbeit und ihren Mut erhalten vier Journalisten nun den Internationalen Preis der Pressefreiheit. Er wird verliehen vom Committee to Protect Journalists (Komitee zum Schutz von Journalisten). Geehrt werden: Nguyen Van Hai aus Vietnam, Nedim Sener aus der Türkei, Janet Hinostroza aus Ecuador und Bassem Youssef aus Ägypten.
Wie die Nichtregierungsorganisation mit Sitz in New York am Donnerstag mitteilte, drohten den vier Journalisten in ihren Heimatländern schwere Vergeltungsmaßnahmen für ihre Arbeit. "Diese vier Journalisten haben sich der Zensur widersetzt, um uns mit Neuigkeiten zu versorgen", sagte Joel Simon, der Direktor des Komitees. "Wir ehren ihren Mut, ihre Hingabe und ihre Weigerung zu schweigen."
Nguyen hatte in Vietnam unter dem Pseudonym Dieu Cay gegen die Propaganda der staatlich kontrollierten Medien angeschrieben. In seinem gleichnamigen Blog (übersetzt etwa: Des Landarbeiters Pfeife) berichtete er hauptsächlich über Menschenrechtsverletzungen in seinem Heimatland. 2008 wurde er verhaftet und wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Er bekam dreißig Jahre. Als er 2010 entlassen werden sollte, wurden neue Vorwürfe gegen ihn laut. Amnesty International stuft ihn als politischen Gefangenen ein.
"Der Jon Stewart von Ägypten"
Der Türke Sener könnte ebenfalls lange im Gefängnis verschwinden. Für seine investigativen Geschichten in der türkischen Tageszeitung "Posta" drohen ihm 15 Jahre Haft. Er recherchierte vor allem in Justiz- und Polizeikreisen. Ihm werden Terrorismus und die Beihilfe zur Vorbereitung eines Putsches vorgeworfen. Er soll angeblich Ergenekon unterstützt haben, einen Geheimbund, zu dem angeblich Ex-Militärs, Rechtsanwälte, Geschäftsleute, Politiker und Journalisten gehören und der den Sturz der Regierung Erdogan betrieben haben soll. Bei Twitter folgen ihm mehr als 120.000 Menschen.
Verfahren laufen auch gegen Bassem Youssef. Der Herzchirurg und Fernsehmoderator ärgert mit seiner satirischen Nachrichtensendung "el Bernameg" die Machthaber in Ägypten. Die Show wird vor Live-Publikum aufgezeichnet und ist sehr beliebt. Sein Twitter-Profil hat mehr als zwei Millionen Abonnenten, sein YouTube-Kanal mehr als 1,6 Millionen. Der Bayerische Rundfunk nannte ihn einmal den "Jon Stewart von Ägypten". Seine Motivation beschrieb er gegenüber dem Sender wie folgt: "Wenn ich vom Tahrir-Platz nach Hause gegangen bin, dann wollte das Fernsehen erzählen: Es gibt keine Revolution, das ist alles eine Verschwörung."
Die ecuadorianische Fernsehreporterin Janet Hinostroza musste vergangenes Jahr ihre Sendung bei dem Privatsender Teleamazonas einstellen. Sie hatte zuvor Drohungen wegen ihrer Berichte über Korruption bei der Polizei und über Menschen- und Waffenhandel erhalten. Sie steckte damals mitten in den Recherchen zu einem Korruptionsfall, in den eine staatliche Bank verwickelt war. Auch Hinostroza ist bei Twitter, wo sie mehrere Zehntausend Follower hat.
Die Preise werden am 26. November in New York verliehen. Zumindest Nguyen Van Hai wird seinen Preis nicht persönlich entgegennehmen können. Er wurde im April 2012 erneut verurteilt - wegen "staatsfeindlicher Propaganda". Voraussichtlicher Entlassungstermin: 2024. Ob die restlichen Preisträger anreisen, ist nicht bekannt.