Das Kreuz mit der Kunst Frosch bleibt - trotz Papst-Protest
Bozen - Grün, glotzend und ans Kreuz genagelt: Der Frosch des deutschen Künstlers Martin Kippenberger bleibt, wo er ist. Obwohl sogar der Papst gegen das gekreuzigte Amphibium protestierte, wird das Werk weiter im Bozener Museum für Moderne Kunst hängen. Bei einer Abstimmung entschied der Stiftungsrat des Museums für den Frosch - und gegen den Heiligen Vater.
Benedikt XVI. hatte an den Präsidenten des Regionalrats von Südtirol, Franz Pahl, geschrieben: Der Frosch verletze die religiösen Gefühle vieler Menschen, die das Kreuz als Symbol von Gottes Liebe und der Erlösung betrachteten.
Pahl war ein verständnisvoller Adressat: Ihm war angesichts des im Museum hängenden Tieres vor einigen Wochen gar der Appetit vergangen - das Mitglied der Südtiroler Volkspartei stellte aus Protest das Essen ein; am Ende erlitt er gar einen Schwächeanfall vor lauter Hungerstreik.
Auch der italienische Kulturminister Sandro Bondi fühlt sich von der Amphibie beleidigt: "Dieses Werk verletzt nicht nur religiöse Gefühle vieler Menschen, für die das Kreuz das Symbol für Gottes Liebe ist, sie beleidigt auch den gesunden Menschenverstand und die Vernunft derjenigen, die sich mit diesem Symbol nicht identifizieren", sagte er am Donnerstag. Bondi gehört zur konservativen Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, die intensive Beziehungen zur katholischen Kirche pflegt.
Der Kampf um den Frosch wird auch auf der Straße und im Internet geführt. Im Blog des Museums prallen die Südtiroler aufeinander: Freiheit der Kunst! rufen die einen. Den Frosch auf den Müll! die anderen.
Angesichts von regelmäßigen Mahngebeten vor dem Museum und dem Druck von Lokalpolitikern schien das Haus zeitweilig nachzugeben. Die Direktion verlegte den Frosch aus dem Eingang in den dritten Stock.
Das Museum hatte sich grundsätzlich für den Frosch ausgesprochen. Die 1990 entstandene Skulpur "Zuerst die Füße" spiegele den damaligen Gemütszustand des Künstlers wider und habe nichts mit Religion zu tun. Kippenberger hatte damals gerade einen Alkohol- und Drogenentzug hinter sich gebracht. Die Skulptur sei ein ironisches Selbstporträt des 1997 gestorbenen Künstlers und ein Ausdruck seiner Angst, erklärte das Bozener Museion.
Den Vorschlag von Landesvertretern, das Werk zu entfernen, hat der Stiftungsrat des Museums "mehrheitlich abgelehnt", wie es in einer Mitteilung heißt. Bis zum Ende der Ausstellung "Peripherer Blick und kollektiver Körper" am 21. September wird der Frosch hängen bleiben.
Eine Stunde hat das Gremium für die Entscheidung gebraucht - die Froschdebatte wird wohl noch länger dauern.
bfr/dpa/AP/AFP