"Die einsame Masse" US-Soziologe David Riesman gestorben

Sein gesellschaftskritisches Lehrbuch "Die einsame Masse" machte den amerikanischen Soziologen David Riesman in den fünfziger Jahren berühmt. Am Freitag starb der Bestseller-Autor im Alter von 92 Jahren.

Binghampton - Von 1949 bis 1958 war Riesman Professor für Sozialwissenschaften an der Universität Chicago, wechselte dann aber zur renommierten Harvard Universität. Den Bestseller "Die einsame Masse" schrieb Riesman 1950 zusammen mit Reuel Denney und Nathan Glazer.

Mit seinem Buch löste der Autor eine Kontroverse und eine landesweite Selbstkritik der Amerikaner aus: "nach innen gerichtet", "an Traditionen orientiert" oder "an anderen orientiert" - das waren die Kategorien, die der amerikanische Soziologe 1950 aufstellte und nach denen unzählige Landsleute ihre Nachbarn analysierten. Riesman selbst hatte das damalige Amerika in die dritte Kategorie eingestuft. Er schrieb, dass eine Gesellschaft mit stagnierender oder abnehmender Bevölkerungszahl, die vom Konsum beherrscht sei, ihre Dynamik einbüße. Sie messe sich stärker an anderen als an eigenen Idealen.

"Die einsame Masse" war Anstoß für weitere Buchveröffentlichungen, die sich mit dem Zustand Amerikas nach dem Krieg befassten, unter anderem Charles Reichs "The Greening Of America" und Michael Harringtons "Das andere Amerika".

1952 gab Riesman mit Nathan Glazer ein Begleitwerk zur ersten Studie heraus: "Faces In The Crowd: Individual Studies In Character And Politics". Bis in die achtziger Jahre veröffentlichte Riesman weitere Studien, erreichte mit ihnen aber nicht mehr den Bekanntheitsgrad, den ihm "Die einsame Masse" eingebracht hatte.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren