

"Wie kam es zu dieser Gewalt? Welche Reaktionen gab es? Und wie fand sie letztlich ein Ende?" Das sind die Fragen, denen sich die Stuttgarter Ausstellung "RAF-Terror im Südwesten" widmet, die am Freitag eröffnet. Der deutsche Südwesten sei "einer der Hauptschauplätze der Gewalt" gewesen und viele RAF-Mitglieder stammten aus Baden-Württemberg so Thomas Schnabel, Direktor des Haus der Geschichte Baden-Württemberg. "Außerdem haben Behörden wie die Bundesstaatsanwaltschaft ihren Sitz in Baden-Württemberg, in Stuttgart-Stammheim saß die Gründergeneration der RAF ein, und dort wurde ihr auch der Prozess gemacht."
Die Schau will die "erste große historische Ausstellung zur RAF" sein. Soll heißen: Die bisherigen Ausstellungen zur RAF und zur deutschen Stadtguerilla - etwa die Schau "Zur Vorstellung des Terrors" in den Kunstwerken Berlin im Jahre 2005 - haben sich eher der Wirkungsgeschichte von Baader, Meinhof und "Deutschem Herbst" gewidmet. In Stuttgart will man jetzt in 220 Exponaten die "Gewalt und den Umgang mit ihr" veranschaulichen und in Film- und Tondokumenten "das Leid der Opferangehörigen, die Ängste und die Wut der Bevölkerung" vergegenwärtigen. Der zweite, hellere Teil der Ausstellung ist dem Weg aus der Gewalt gewidmet, für den in gesellschaftlicher Hinsicht Objekte der Friedensbewegung stehen. Fernsehinterviews mit ehemaligen RAF-Mitgliedern dokumentieren, wie die einstigen Terroristen mit ihren Taten umgingen.
"Es ist gut, dass es diese Ausstellung gibt"
Laut Kuratorin Paula Lutum-Lenger habe man "nicht die Täter" in den Mittelpunkt der Ausstellung stellen wollen. Nichtsdestotrotz wird es in Stuttgart jede Menge Tatwerkzeuge und Gefängnishinterlassenschaften der RAF-Mitglieder geben. Der aus einer Keksdose gebastelte Knast-Pizzaofen von Jan-Carl Raspe etwa wird zu sehen sein - und die beschlagnahmte Destillieranlage, mit der Irmgard Möller in Stammheim vergorene Früchte zu Hochprozentigem verarbeiten wollte. Oder die rote Suzuki GS 750, die am Ausgang der Ausstellung steht: Mir ihr näherten sich die Täter aus der RAF ihrem Opfer Siegfried Buback 1977 in Karlsruhe.
Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts war einer der ersten Gäste bei der Vorbesichtigung der Stuttgarter Ausstellung. Bis heute weiß der Göttinger Chemieprofessor nicht, wer seinen Vater erschoss. "Es ist gut, dass es diese Ausstellung gibt", so das Fazit von Michael Buback. "Sie mahnt, die Aufklärung terroristischer Verbrechen mit aller Kraft voranzubringen."
Auch der Sohn des von RAF in Geiselhaft getöteten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer lobt das Konzept. "Die Ausstellung ist sehr beeindruckend", so Schleyer. Die Sorge, dass die RAF durch die Ausstellung im Haus der Geschichte in Stuttgart überbewertet oder gar mystifiziert werde, teile er nicht.
"RAF-Terror im Südwesten": Ausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg, in Stuttgart, bis 23. Februar 2014, http://www.raf-ausstellung.de
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Exponat in der Stuttgarter RAF-Ausstellung: Mit dieser Suzuki näherten sich die Mörder des Generalbundesanwalts Siegfried Buback ihrem Opfer.
In einem 36 Meter langen roten Trichter dokumentiert die Ausstellung die Anschläge und Entführungen, für die die RAF verantwortlich war.
Siebziger-High Tech zur Terrorismusbekämpfung: Ein Roboter zur Bombenentschärfung.
Das Gerät vom Typ "Skorpion" ist Teil der RAF-Ausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg.
Mit einer Panzerfaust des Typs RPG7 soll Christian Klar 1981 auf den US-General Frederick James Kroesen geschossen haben. Die Ausstellung "RAF Terror im Südwesten" ist von 14.06.2013 bis 23.02.2014 in Stuttgart im Haus der Geschichte zu sehen.
Polizeihelm aus dem Jahr 1977: Das Spezialeinsatzkommando (SEK) sollte in Baden-Württemberg zum Kampf gegen den Terrorismus dienen.
Proteste gegen den Vietnamkrieg 1970 in Heidelberg.
Fahndungsplakat aus dem Mai 1972: "Anarchistische Gewalttäter"
Der aus einer Keksdose gebastelte Knast-Pizzaofen von Jan-Carl Raspe.
Besucher der Stuttgarter Ausstellung.
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