Dresdner Elbtal Günter Grass protestiert gegen Brücke
Dresden - Seit Jahren laufen Dresdner Bürgerinitiativen Sturm gegen den geplanten Bau der Waldschlösschenbrücke. Sie befürchten die ökologische Zerstörung des Unesco-Welterbes Dresdner Elbtal. "Am kommenden Wochenende werden die Protestaktionen ihren vorläufigen Höhepunkt finden", erklärte Achim Weber, Koordinator der Bürgerinitiative "Welterbe erhalten" im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.
Prominente Unterstützung ist im Anmarsch: Mit Literaturnobelpreisträger Günter Grass plant die Protestgruppe für kommenden Sonntag eine öffentliche Begehung der Baustelle.
Man möchte Grass, der Dresden wegen einer Lesung besucht, die "berührende Landschaft zeigen" und seine Prominenz als"Multiplikator" nutzen. "Wenn er dann Mitglied bei uns wird, umso besser", sagt der 51-jährige Weber.
Im Anschluss an den 45-minütigen Rundgang wolle Günter Grass noch eine Erklärung abgeben, in der er sich ausdrücklich gegen den Brückenbau aussprechen werde.
Die Bürgerinitiative hat für Samstag "alle Welterbefreunde" zu einer friedlichen Sitzdemonstration gegen die geplante Fällung von 13 Eichen an der Baustelle der Waldschlösschenbrücke aufgerufen. Für Montag ist eine Demonstration an der Frauenkirche geplant. Am vergangenen Montag hatten 2000 Menschen für den Erhalt des Welterbes demonstriert.
Als Alternative, wenn auch als "schmerzliche" könnte man sich von Seiten der Bürgerinitiative einen Tunnel vorstellen. Die Bauarbeiten für die umstrittene Waldschlösschenbrücke hatten am 19. November begonnen.
Wird der Bau tatsächlich durchgeführt, könnte die Brücke die sächsische Landeshauptstadt den Welterbe-Titel der Unesco kosten. Die UN-Kulturorganisation sieht die Schönheit der Flusslandschaft verschandelt. Der Freistaat beharrt jedoch auf dem Bau und beruft sich auf einen Bürgerentscheid aus dem Jahr 2005. Damals stimmten 120.000 stimmberechtigte Dresdner dem Brückenbau zu, 60.000 waren dagegen.
Das Sächsische Oberverwaltungsgericht hatte einen im August aus Naturschutzgründen verhängten Baustopp aufgehoben und Auflagen für den Brückenbau erteilt.
Die Situation ist noch nicht abschließend geklärt. Anfang 2008 wird der Rechtsstreit im Hauptsacheverfahren vor dem Verwaltungsgericht Dresden weitergeführt.
tho/dpa