Alexandra Neldel in der Sat.1-Verfilmung der "Wanderhure": "Wir freuen uns auf das Verfahren"
Foto: Sat.1Dresden/München/Hamburg - "Shades of Grey - Seidenmalfarben (50er-Set, plus graues Seidentuch)" ist einer der Buchtitel, die der Autor Julius Fischer in seiner Erzählung "Die schönsten Wanderwege der Wanderhure" vorschlägt. Der Text, das macht schon eine kurze Leseprobe klar, handelt von besonders absurd benannten Büchern - ein Thema, das jedem, der schon einmal zwei, drei Verlagsvorschauen durchgeblättert hat, bekannt und vielleicht sogar etwas fade vorkommen dürfte.
Wie auch immer: Weil Fischer und sein Verlag Voland & Quist gleich den ganzen Kurzgeschichtenband "Die schönsten Wanderwege der Wanderhure" genannt haben, droht ihnen nun Ärger. Der Verlag Droemer Knaur verlangt von Voland & Quist, das Buch aus dem Verkehr zu ziehen - wegen angeblicher Verletzung der Titelrechte an der "Wanderhuren"-Reihe, die unter dem Pseudonym Iny Lorentz von einem Autoren-Duo geschrieben und von Sat.1 auch verfilmt wurde. Dies hat der sächsische Kleinverlag am Montag in einer Pressemitteilung publik gemacht.
Voland & Quist sieht "die offensichtliche ironische Verfremdung des Titels" als durch die Kunstfreiheit gedeckt an. Droemer Knaur habe dagegen beim Landgericht Düsseldorf eine einstweilige Verfügung beantragt und fordere, den weiteren Vertrieb des Bandes ab sofort zu untersagen, für jeden Fall der Zuwiderhandlung solle ein Ordnungsgeld in Höhe von bis zu 250.000 Euro festgesetzt werden.
Voland & Quist betont, dass die titelgebende Geschichte "die aggressive Vermarktung von Bestsellern aller Genres" persifliere. Jedoch: "Natürlich war es weder unsere Intention noch die des Autors Julius Fischer, den Erfolg der Wanderhuren-Bücher auszunutzen", so die Verlagsleiter Leif Greinus und Sebastian Wolter.
"Keine kollegiale Einsicht erkennbar"
Dass Droemer Knaur ihrem Autor Julius Fischer vorwerfe, sich "in höchstem Maße respektloser und ignoranter" Weise über das "traurige Schicksal der Wanderhuren im Mittelalter" lustig zu machen, trifft die Verleger des Independent-Verlags ihrem Statement zufolge besonders.
Ein Verlagssprecher von Droemer Knaur will zwar grundsätzlich das laufende Verfahren nicht kommentieren. Er merkt aber an: "Wir als Verlag haben größtes Verständnis für Kunstfreiheit und Satire, um die es hier aber gar nicht geht." Es gebiete der Respekt vor den Leistungen der Autoren, "Auswüchsen der Selbstbedienungsmentalität einen Riegel vorzuschieben". Da auf kollegialem Weg keine diesbezügliche Einsicht erkennbar gewesen sei, müsse nun ein Gericht entscheiden.
Die mündliche Verhandlung findet am 13. März beim Landgericht Düsseldorf statt, just dem Tag, an dem bei der Leipziger Buchmesse der Preis für den "Ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres 2013" verliehen werden soll. Unter den Nominierten: "Die schönsten Wanderwege der Wanderhure".
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Vom Telenovela-Sternchen zur Charaktermimin: Hauptdarstellerin Alexandra Neldel in der Sat.1-Bestellerverfilmung "Die Wanderhure".
Aufstand der Mittelalter-Huren: Alexandra Neldel ist als "Wanderhure" Marie/Hannah mit ihren Kolleginnen auf dem Weg zum Königshof.
Konstanz im Jahr 1414: Als Tochter eines wohlhabenden Handelsherren lebt Marie (Alexandra Neldel) ein sorgenfreies und behütetes Leben. Bis ihr Vater sie gegen ihren Willen verheiraten will.
Als Marie den ihr zugedachten Ehemann zurückweist, startet dieser einen perfiden Racheplan. Er lässt sie unter fadenscheinigen Gründen verhaften, vergewaltigen, auspeitschen und entehrt des Landes verweisen.
Der brave Handwerker Michel (Bert Tischendorf, Mitte) muss hilflos mitansehen, wie die von ihm angebetete Marie öffentlich gezüchtigt wird.
Aus der Stadt verwiesen landet Marie bei der Wanderhure Hiltrud (Nadja Becker), die sie wieder zu Kräften bringt und sie ermutigt, Rache zu suchen.
Fürs Unterhaltungsfernsehen erstaunlich grimmige Frauenfiguren: Die Gemeinschaft der Wanderhuren.
Um ihre Rache vollziehen zu können, schafft es Marie, König Sigismund (Götz Otto) für sich zu gewinnen.
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