
Endspiel um die Zukunft Als das Team Populismus gegen das Team Demokratie gewann

Man muss einfach erkennen, wann ein Spiel verloren ist. Das Spiel hieß: Wir haben alle keine Ahnung, aber wir wollen was mit Zukunft. Es traten an: die Gruppe der Marktliberalen und ihre Sturmtruppen - die PopulistInnen, FaschistInnen und die BäuerInnen auf dem Schachfeld - also die AngstbürgerInnen (Weltende wegen allem).
Auf der anderen Seite sahen wir: die Konservativen, die Linken, SozialistInnen, DemokratInnen, UmweltschützerInnen, Wachstums-GegnerInnen und HandarbeitslehrerInnen. Es ging um Sachen wie unklare Deutungshoheit, Macht, Verzweiflung, Zukunftsangst.
Gruppe eins ist schon lange auf dem Vormarsch mit der Idee, den Staat zu minimieren, die Demokratie abzuschaffen, weil sie dem ungebremsten Wachstum hinderlich sind, und die Macht der Männer zu stärken und gegen die Anmaßungen der Frauen zu verteidigen. Wenn man UnternehmerIn ist, mit eigenen Händen ein Kapital erarbeitet hat, das dem Einkommen eines ganzen Staates in nichts nachsteht, hat man einfach keine Lust auf BürokratInnen, die einen Teil davon abhaben wollen, IdiotInnen, die Auflagen mit unsinnigen Ideen wie Ökologie und fairen Arbeitsbedingungen...
Wachstum vs. Weltfrieden
Moment, fair? WTF. Unser Leben ist nicht fair, die Welt dito und die Mannschaft Sozialkitsch musste bald einsehen, dass sie mit ihren Ideen von einem getanzten Weltfrieden, von Gleichheit, einem gesamtgedachten kontinentalen Ansatz von irgendwas keinen Stich sah.
Team Weltfrieden verbrachte die meiste Zeit des Spieles damit, zu diskutieren. Sich zu spalten, neue Untergruppen aufzutun. Sie versuchten, Spieler aus dem Team ungebremstes Wachstum abzuwerben, zu verstehen, zu tanzen. Während Team ungebremstes Wachstum sich einig war: Wir wollen das Ding gewinnen. Brillante Finanziers, hervorragende Online-Strategien und vor allem die Idee, gegen alles zu sein, was nicht war wie die meisten, also ratlos, weiß, nicht reich, nicht arm, aber vor allem nicht besonders klug, kamen bei den Zuschauern hervorragend an.
Preisabfragezeitpunkt
02.06.2023 00.55 Uhr
Keine Gewähr
Nach dem Ende des Spieles kommentierte der Führer Team Wachstum: Wir hatten einfach das klare Ziel. Ordnung. Macht des Kapitals und eine saubere Kampfansage gegen alle nicht greifbaren Pseudoproblemchen wie Klima, Umwelt, Raubbau, kommende Generationen. Wir haben zusammengehalten, und wir haben den Sieg heimgeholt.
Die Welt ist seit dem klaren Ausgang des Spiels, das man Endkampf nennen kann, für die meisten Menschen überschaubarer geworden. Volksnahe PolitikerInnen, Einstellung jeder Forschung (Wissenschaft ist nicht bewiesen), kein Staatsfunk mehr, sondern private Unterhaltung auf allen Kanälen. Klare Ansagen von oben, Recht und Ordnung. Starke Grenzen, klare Rechte für Frauen, nämlich keine. Aber der Respekt der Männer.
Wer weiß schon, was morgen kommt
Es gibt keinen Sozialkitsch mehr. Wer nicht aus eigener Kraft überleben kann, kann auch einfach sterben. Evolution, Gottglauben und Vertrauen in die eigenen Kraft. Keine überheblichen Intellektuellen mehr, keine unverständliche Kunst, kein Theater für die da oben, Tanztruppen mit nackten Ausländern. Das ist der Wunsch der Mehrheit des Volkes, der Völker, und die Utopisten hatten doch auch keine besseren Ansätze.
Zufrieden sind die Bevölkerungen, die mehrheitlich alles, was anders aussieht als die meisten, außer Landes verbracht haben. Oder in Viertel, wo die anderen unter sich sein können, unter Beobachtung, versteht sich.
Die Kohle wird wieder gefördert, das gibt Arbeit, die Atomkraftwerke tun ihren Job, Plastiktüten sind kostenlos, Abtreibung verboten, Mülltrennung dito. Die Dieselautos brummen, die Schweinemäster lachen, die Impfungen werden eingestellt, keine Zwänge für freie BürgerInnen. Der Wirtschaft geht es prima. Wer weiß schon, was morgen kommt. Prost.
Es herrscht Zufriedenheit.