Historiker Ernst Nolte ist tot

Historiker Ernst Nolte
Foto: DANIEL JANIN/ AFPEr prägte maßgeblich die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland: Der Historiker und Philosoph Ernst Nolte löste in den Achtzigerjahren eine Debatte aus, die als "Historikerstreit" oder auch "Habermas-Kontroverse" großen Einfluss auf die Frage hatte, welche Rolle der Holocaust im deutschen Geschichtsbild haben sollte. Nun ist Ernst Nolte mit 93 Jahren in Berlin gestorben.
Nolte wurde 1923 in Witten/Ruhr geboren. Nach einem Studium der Philosophie, Germanistik und Philologie veröffentlichte Nolte 1963 das später in mehrere Sprachen übersetzte Standardwerk "Der Faschismus in seiner Epoche". Im Gegensatz zu den geläufigen Totalitarismus-Theorien, die Faschismus und Bolschewismus angesichts der Parallelen von politischem System und Herrschaftstechnik weitgehend gleichsetzten, betonte Nolte den eigenständigen Charakter der faschistischen Bewegungen.
Ein Beitrag Noltes in der "FAZ" vom 6. Juni 1986, auf den Jürgen Habermas in der "Zeit" reagierte, löste den sogenannten Historikerstreit aus. Noltes These war, der "Rassenmord" der Nationalsozialisten sei nur aus Furcht vor dem älteren "Klassenmord" der Bolschewiki entstanden. Habermas warf Nolte daraufhin vor, er arbeite an der Revision der Geschichte des Nationalsozialismus und leugne die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung.