

Zwischen den mächtigen Wolkenkratzern wirken die Skulpturen fast winzig. Mit nach unten ausgestreckten Händen, leicht gesenktem Kopf und dem Rand gefährlich nah, stehen sie da wie kleine Männchen. In schwindelerregender Höhe und auf Gebäuden, die in den Himmel ragen. Die Hochhäuser im Finanzdistrikt von Hongkong sind derzeit Schauplatz einer spektakulären Ausstellung: "Event Horizon" heißt das Kunstprojekt des englischen Bildhauers Sir Antony Gormley.
Die anatomisch korrekt nachgebildeten Männerkörper haben seit dem 19. November auf Dächern und Straßen der Sieben-Millionen-Einwohner-Metropole ihren Platz gefunden. Zuvor waren die Skulpturen bereits unter anderem in New York, São Paulo und Rio de Janeiro zu Gast, immer im Freien. Der Künstler und Turner-Preis-Träger von 1994 will damit Irritationen erzeugen und die Betrachter zum Innehalten animieren. Erstmals wurden die Figuren 2007 in Gormleys Geburtsstadt London gezeigt.
Die Figuren sind dem Körper des Künstlers lebensgroß nachgebildet und somit 188 Zentimeter groß. Vier der insgesamt 31 Skulpturen sind aus Eisenguss, wiegen etwa 630 Kilo und stehen in Sichtweite zueinander und auf Augenhöhe mit Passanten an Straßenecken verteilt. 27 sind aus Fiberglas und mit 30 Kilo deutlich leichter als ihre gusseisernen Ebenbilder. Sie sind auf Häuserdächern der Stadt positioniert, sichtbar für jeden. Die Werke forderten den Betrachter auf, für einen Augenblick reglos wie die Skulpturen zu verharren, glaubt der Künstler.
Dem britischen "Guardian" sagte Gormley außerdem: "Dieses Projekt ist eine Einladung, den Blick nach oben zu richten." Der Perspektivwechsel sei eine Art kurzer Tagtraum, so der Bildhauer. "Was für eine wunderbare Sache es doch ist, in Hongkong hoch zu schauen."
Wie schon in anderen Städten, in denen die wandernde Ausstellung in den vergangenen Jahren zu bestaunen war, hat die Installation auch bei der Polizei in Hongkong für Aufsehen gesorgt. Besorgte Bewohner der Weltstadt haben die Skulpturen am Rande der Häuserdächer mit potenziellen Selbstmördern verwechselt.
Die Umsetzung des Projektes wurde im vergangenen Jahr verschoben, als sich ein Investmentbanker kurz vor dem geplanten Ausstellungsbeginn von einem Hochhaus in den Tod stürzte. Die Plastiken werden noch bis Mai 2016 im Bankenviertel Hongkongs auf Straßen und Häuserdächern stehen.
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Mann auf dem Dach: Dies ist eine von 31 Skulpturen, die der englische Künstler Sir Antony Gormley auf den Dächern Hongkongs installiert hat. Zwischen den Wolkenkratzern der Weltstadt ist auf dem Rathaus die Figur eines männlichen Körpers zu erkennen. Was aussieht wie der Anfang eines Science-Fiction-Films, ist Teil der Kunstinstallation "Event Horizon".
Lebensgroß: Die Skulpturen von Gormley sind etwa 188 Zentimeter groß und dem Körper des Bildhauers nachempfunden.
Mann in der Nacht: Die Skulpturen Gormleys stehen im Bankenviertel auf den Dächern von Hochhäusern. Wie der britische "Guardian" berichtet, hat die örtliche Polizei bereits mehrere Meldungen besorgter Passanten erhalten, die die Skulpturen für Selbstmörder gehalten haben. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt in Hongkong abgesagt, weil ein Investmentbanker sich von einem solchen Hochhausdach in den Tod gestürzt hatte.
Tagträumerei: Das Kunstprojekt soll den Betrachter einladen, einen Augenblick innezuhalten und - wie die Skulpturen - reglos stehen zu bleiben, sagt der 65-Jährige. "Was für eine wunderbare Sache es doch ist, in Hongkong hoch zu schauen."
Silhouette: 27 Skulpturen sind auf Häuserdächern in der Stadt verteilt. Die restlichen vier Figuren stehen an Straßenecken und auf Augenhöhe mit den Passanten.
Regungslos: Erstmals wurden die Figuren 2007 in Gormleys Geburtsstadt London gezeigt. Bis Mai ist die Ausstellung im Finanzdistrikt Hongkongs zu sehen.
Sir Antony Gormley hat die Skulpturen erschaffen. In seinen Arbeiten widmet sich der britische Künstler meist dem menschlichen Körper.
"Lost Horizon": In der Londoner White Cube Galerie hat Gormley 2008 seine Plastiken präsentiert. Wenig später stellte er seine Skulpturen im Freien aus, ...
... zum Beispiel im österreichsichen Lech, wo Gormley auf 2000 Metern Höhe 100 lebensgroße Skulpturen in die Berglandschaft platzierte.
Auch auf den Dächern von São Paulo standen Gormleys Männer schon.
In der Festung Forte di Belvedere und in verschiedenen Positionen waren die Skulpturen Gormleys im April 2015 in Florenz zu sehen.
Am Tag: Auf einem Dach in der Nähe des New Yorker Madison Square Parks standen die Plastiken des britischen Bildhauers 2010.
Bei Nacht: Mit leicht gesenktem Kopf und angespannter Handhaltung wachten die Skulpturen über New York.
Wanderlust: 2012 reiste die Ausstellung nach Rio de Janeiro.
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