30 Jahre nach Fälscherskandal Ex-"Stern"-Reporter will Hitler-Tagebücher zurück

Rummel zum Jubiläum: Im April 1983 hatte der "Stern" Hitlers Tagebücher präsentiert - die schnell als Fälschung aufflogen. 30 Jahre später fordert der Reporter, der damals den vermeintlichen Coup landete, die Manuskripte zurück vom Verlag Gruner + Jahr.
Leider falsch: "Stern"-Reporter Gerd Heidemann 1983 mit den vermeintlichen Tagebüchern

Leider falsch: "Stern"-Reporter Gerd Heidemann 1983 mit den vermeintlichen Tagebüchern

Foto: A2677 Chris Pohlert / dpa

Hamburg - Es war einer der größten Medienskandale der Bundesrepublik: Mit großem Bohei präsentierte das Magazin "Stern" am 25. April 1983 seinen Sensationsfund: die geheimen Tagebücher Adolf Hitlers. Doch nur elf Tage später flog die Fälschung auf, der "Stern" war blamiert. Eine filmreife Geschichte - die unter dem Titel "Schtonk" von Helmut Dietl auch schon brillant verfilmt wurde. Nun zeichnet zum 30-jährigen Jubiläum eine ZDF-Dokumentation die Affäre noch einmal nach.

Formaler Clou des Films von Jörg Müllner (hier in der ZDF-Mediathek ) ist, dass Christoph Maria Herbst darin einige Textpassagen aus den angeblichen Hitler-Tagebüchern vorliest - Herbst spielte schon in "Der Wixxer" die Führer-Rolle und las zuletzt das Hörbuch zur Hitler-Farce "Er ist wieder da" von Timur Vernes.

Ausgiebig interviewt wird in der Dokumentation der damalige "Stern"-Reporter Gerd Heidemann, der die angeblichen Tagebücher beschaffte. Er präsentiert in dem Film auch die Kassettenmitschnitte seiner Telefonate mit dem Fälscher Konrad Kujau.

Der "Bild"-Zeitung zeigte Heidemann nun vorab den Vertrag , den er 1981 mit dem Verlag Gruner + Jahr schloss. Darin sei festgehalten, dass Heidemann bei Vorlage der Tagebücher einen Vorschuss von 300.000 D-Mark bekommen solle. Zudem enthalte der Vertrag die Klausel, dass Heidemann zehn Jahre nach Beginn der publizistischen Nutzung die Originalmanuskripte zurückbekommen solle.

Genau diese Forderung stellt Heidemann nun öffentlich. Im ZDF-Film sagt der heutige "Stern"-Chefredakteur Thomas Osterkorn, die angeblichen Tagebücher seien gut verschlossen weggesperrt, sie seien "ein Eimer braune Jauche", und er habe keine Veranlassung, sie herauszuholen. Einige Exemplare würden laut Gruner + Jahr im Bonner Haus der Geschichte und zukünftig auch im Polizeimuseum München ausgestellt. Heidemann sagt, er wolle die Dokumente nach Rückgabe dem Bundesarchiv zur Verfügung stellen.


"Die Jahrhundertfälschung. Hitlers Tagebücher", Dienstag, 20.15 Uhr, ZDF

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