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Faber-Castell-Preis: Anastasia Ax und die Tintenspucke

Foto: Anastasia Ax/ Neues Museum/ Foto: Annette Kradisch

Zeichenkunst-Preis Auszeichnung für Anastasia Ax

Die griechisch-schwedische Künstlerin Anastasia Ax erhält den Internationalen Faber-Castell-Preis für Zeichnung. Mit schwarzer Tinte bearbeitete sie in einer Installation Papierberge aus Nürnberger Büros.

Ein Berg von 13 Tonnen Recyclingpapier, bespritzt und bespuckt mit schwarzer Tinte: Für diese Installation hat die schwedische Künstlerin Anastasia Ax den Internationalen Faber-Castell-Preis für Zeichnung gewonnen.

"Durch die ungewöhnliche Verwendung dieser Materialien schafft Ax beeindruckende skulpturale, ja architektonische Werke", begründete eine Jury aus internationalen Museumsdirektoren am Donnerstag die Entscheidung. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Die Werke von Ax (Jahrgang 1979) und vier weiteren nominierten Künstlern sind bis zum 11. Oktober im Neuen Museum in Nürnberg zu sehen.

Bei dem Material für das prämierte Kunstwerk handelt es sich zum Teil um geschreddertes Papier aus Nürnberger Büros. In einer etwa 20-minütigen Aktion hatte die Künstlerin die Papierberge einige Tage zuvor mit schwarzer Tinte aus Plastikflaschen besprüht und bespuckt.

Überraschend ist ihre Arbeit "The World as of Yesterday" allemal: Ax hat riesige Altpapierballen von einer Nürnberger Recyclingfirma ausgeliehen, die sie nach Textur, Farbigkeit und Herkunft ausgewählt hat. Die weißen Ballen mit Bögen von Makulationspapier und die grauen aus geschreddertem Altpapier aus dem Finanzsektor hat sie im Museum geometrisch aufgestapelt und in einer 30-minütigen Performance vor der Eröffnung bearbeitet.

Dabei bewegt sich Ax nach Musik durch den Raum und "zeichnet" mit schwarzer Tinte und Wasser ohne Pinsel, aber unter Einsatz ihres ganzen Körpers: Sie spuckt, sprüht und reibt die Tinte auf die Ballen und schlägt darauf ein, sodass sie teilweise aufbrechen und Papierstapel aus den gepressten Ballen herausfallen. Aus der sauberen, weiß-grauen Ordnung wird tintenbespritztes Chaos, das Aggression, Kraft, Anstrengung und Destruktion, aber auch Schönheit, Veränderung und ein Potenzial für Neues vermittelt.

Dass dieser Preis für Zeichenkunst in Nürnberg verliehen wird und die Ausstellung der nominierten Werke dort stattfindet, ist kein Zufall. Die fränkische Hauptstadt hat die älteste deutsche Kunstakademie, und in der Nachfolge von Großmeister Albrecht Dürer blühte die Zeichenkunst auf und zog wirtschaftliche Effekte nach sich. Noch heute ist Nürnberg Sitz zahlreicher Produzenten von Zeichengeräten. Bei der ersten Ausgabe des Wettbewerbs war die amerikanische Künstlerin Trisha Donelly ausgezeichnet worden.


Internationaler Faber-Castell Preis für Zeichnung. Staatliches Museum für Kunst und Design in Nürnberg , 17.7.-11.10., www.award.faber-castell.de 

Mit Material von dpa
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