Ferch im "Tunnel" Eingesaut, gebückt und durchgefroren

Einen Hauch von Hollywood bringt das aufwendige Mauerflucht-Drama "Der Tunnel" ins deutsche Fernsehen. SPIEGEL ONLINE sprach mit Hauptdarsteller Heino Ferch über die 14 Millionen Mark teure Sat.1-Produktion.
Von Christian Bartels

SPIEGEL ONLINE

: Der Zweiteiler "Der Tunnel" verkauft sich auf dem Weltmarkt sehr gut, heißt es. Zum einen wegen des Berlin-Mythos, zum anderen weil Sie als deutscher Bruce Willis wahrgenommen würden.

Ferch: Das ist ja witzig. Wer sagt das?

SPIEGEL ONLINE: Der "Head of International Sales" der Kirch-Gruppe. Nervt Sie dieser Willis-Vergleich, den es ja schon länger gibt, freut er Sie, oder betrachten Sie das gelassen?

Ferch: Erst hab ich gedacht: So 'ne Scheiße, was soll das? Das ist eine Mogelpackung, weil Willis ja auch ganz andere Filme macht als ich. Aber die äußere Ähnlichkeit liegt ja auf der Hand. Und Willis ist ja auch ein bisschen Kult. Es gibt Schlimmeres.

SPIEGEL ONLINE: Würden Sie lieber noch teurere, aufwendigere Actionfilme drehen, so wie Willis?

Ferch: Zur Abwechslung sind Actionfilme mal ganz witzig, aber unheimlich langweilig zu drehen. Wir waren eines Nachts am Set bei Roland Emmerichs "Godzilla", und es hat Stunden gedauert, bis etwas passiert ist. Dann hat es Puff gemacht. Wenn so etwas Actionfilm ist, nein danke.

SPIEGEL ONLINE: "Der Tunnel" war mit seinem 14-Millionen-Mark-Budget eine ziemlich teure Produktion für das deutsche Fernsehen. Haben Sie das gemerkt beim Drehen?

Ferch: Um so eine Geschichte zu machen, muss man einfach viel bauen und ein großes Ensemble an Schauspielern haben. Das treibt die Produktionskosten in die Höhe.

SPIEGEL ONLINE: Die meisten Szenen spielen in einem echten Tunnel. Waren die Dreharbeiten darin so eine Art "Das Boot" im Matsch?

Ferch: Es hatte auch etwas Klaustrophobisches. Wir haben fünf Wochen lang nur diese Tunnel-Szenen gedreht. Wenn man morgens abgeholt und eine halbe Stunde nach der Dusche eingesaut wird und man die verdreckten Klamotten anschließend 15 Stunden lang anhat, es kalt ist und man die ganze Zeit gebückt gehen muss, weil es nur einen halben Meter nach links und halben Meter nach rechts geht - dann ist es schwer, die Nerven zu bewahren.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben in einem französischen Film Klaus Barbie gespielt, in Schlöndorffs "Unhold", in "Marlene" einen Offizier und jetzt hier einen Fluchthelfer. Sollte die deutsche Filmindustrie die emotionalen Filmstoffe, von denen die deutsche Zeitgeschichte ja voll ist, noch besser nutzen?

Ferch: Unbedingt. Die Amis drehen jeden Stein um und machen eine Geschichte daraus. Wir haben so viele Geschichten. Die Nibelungen sind ein wunderbares Thema. Es ist natürlich sehr teuer, daran scheitert so etwas immer. Aber im Moment ist viel in Bewegung. Der Fall Vera Brühne, Willy Brandts und Springers Leben werden verfilmt.

SPIEGEL ONLINE: Es gibt hier zu Lande Vorbehalte, wenn in authentische Stoffe fiktive Elemente gemischt werden. Zum Beispiel, was Ihre Rolle in "Marlene" betrifft. Jetzt im "Tunnel" entspricht der - sehr spannende - Showdown auch nicht der historischen Wahrheit...

Ferch: Warum soll ich etwas unspannender machen, nur weil es so passiert ist? Im Fall "Marlene" kann ich die Kritik zum Teil nachvollziehen, weil ich da die einzige erfundene Figur war. Dass das Drehbuch nicht brillant war, wissen wir alle.

SPIEGEL ONLINE: Haben Sie sich lange auf die "Tunnel"-Rolle vorbereitet?

Ferch: Ich hab den Hasso Herrschel dreimal getroffen, natürlich mehrmals die Dokumentation gesehen und viel gelesen. Und mich mit einem Trainer auf die eine Schwimmsequenz vorbereitet, damit es nach schnellen Zeiten und zeitgemäß für 1961 aussieht.

SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie nach Hollywood gehen?

Ferch: Ich bin im Januar in L.A. und drehe da einen Thriller mit Milla Jovovich und Jason Patric, der so in die "Seven"-Richtung geht, wenn auch nicht so blutrünstig.

"Der Tunnel", So. 21.1. und Mo. 22.1., Sat.1 jeweils 20.15 Uhr

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