Frank Miller vs. Occupy "Go home, losers"

Mit Beleidigungen unter der Gürtellinie pöbelte Comic-Kultautor Frank Miller ("Sin City") gegen die Occupy-Bewegung - und dürfte sich über die Räumung des Zuccotti-Parks gefreut haben. Die Protestler sind inzwischen zahlreich zurück, Millers Fangemeinde hingegen bleibt wohl dauerhaft dezimiert.
Kult-Comic-Autor Frank Miller: "Das ist kein Volksaufstand. Das ist Müll."

Kult-Comic-Autor Frank Miller: "Das ist kein Volksaufstand. Das ist Müll."

Foto: ? Lucas Jackson / Reuters/ REUTERS

Hamburg/New York - Sie wollten ihr bislang größtes Zeichen setzen: Die Besetzung des Bankenzentrums an der New Yorker Wall Street, dem Symbolort des entfesselten, unkontrollierten Kapitalismus. Doch am Dienstag erlebte die amerikanische Occupy-Bewegung einen herben Rückschlag: Die Polizei ließ die Camps im Zuccotti-Park nahe der Wall Street zwischenzeitlich räumen. Einem dürfte das nur recht gewesen sein: Comic-Autor Frank Miller, der zuletzt mit radikalen Tönen versuchte, gegen die Bewegung Stimmung zu machen. Ein "Mob aus Rüpeln, Dieben und Vergewaltiger" habe sich da zusammengerottet, "nostalgische Hippies, die besser wieder in den Keller zu ihrer Mutti ziehen sollten", schrieb der 54-jährige Amerikaner in seinem Blog .

Miller dürfte sich über die Räumungsaktion in New York gefreut haben, doch sein vermeintlicher Triumph über die "Versager" währte nicht lang: Kaum 24 Stunden später durften Hunderte Demonstranten wieder in den Zuccotti Park zurückkehren, Zelte und Schlafsäcke mussten sie allerdings draußen lassen. Die friedlichen Demonstranten sind also wieder da. Frank Millers Fangemeinde jedoch dürfte sich dauerhaft reduziert haben. Der gefeierte Autor von modernen Comic-Klassikern wie "Sin City" oder "Return of the Dark Knight" zog den geballten Zorn seiner Anhängerschaft auf sich. "Fuck you", kommentierten die gleich dutzendfach seine öffentliche Schimpftirade.

Zugegeben: Als besonders feinfühlig oder politisch korrekt galt Miller noch nie - in seinem neuen Werk "Holy Terror" lässt er seinen Superhelden Islamisten niedermähen. Konnte man das mit viel gutem Willen vielleicht noch als Parodie auf reaktionäre Law-and-Order-Politik deuten, lässt der 54-jährige Amerikaner in seiner aktuellsten Blog-Botschaft kaum noch Platz für Interpretationen.

Occupy Wall Street sei nicht mehr als ein plumper schlechter Versuch von Anarchie. Die Bewegung (ein verächtliches "Hah!", fügte Miller an dieser Stelle noch ein) sei nur ein hässliches Mode-Statement von einem Haufen iPhone und iPad schwingender Gören. "Das ist kein Volksaufstand. Das ist Müll", schreibt Miller.

Starker Tobak, und auf die Reaktionen seiner Anhänger im Netz musste er nicht lange warten. Rund 6500 Kommentare hatte sein Blog-Eintrag bis Dienstagabend: "Ich war mal dein größter Fan", schreibt ein aufgebrachter User, "jetzt bist du für mich gestorben." Radikalere stacheln, eine Woche nachdem Miller seine krude Weltsicht im Netz veröffentlichte, sogar zur Verbrennung seiner Comics an. Verständnis haben wenige, ein Fan versucht dennoch zu beschwichtigen: "Bücherverbrennung ist soooo 30er."

Geht lieber zum Militär, Babys

Für die "narzisstischen Clowns" liefert Miller das Rezept, sich für die Gesellschaft in einer Art einzusetzen, die er als sinnvoll erachtet, gleich mit: Die "Babys" sollten lieber mal zum Militär gehen, um das Land gegen die wahre Gefahr, den islamistischen Terror zu verteidigen. "Wacht auf, Amerika befindet sich im Krieg gegen einen skrupellosen Feind." Und der habe für die besetzte Wall Street, dieses "eitle, kindische und selbstzerstörerische Spektakel", kaum mehr übrig als ein wieherndes Lachen, teilt der Comic-Autor weiter aus. "Vielleicht könnte unser Militär einige von euch wieder auf Vordermann bringen." Aber da würde man ihnen wahrscheinlich die iPhones abnehmen, fügt Miller hinzu. Und beendet seine wirre Message mit einem gehässigen: "Schmucks" - zu deutsch: "Deppen".

Aber wer weiß: Vielleicht lässt sich die ganze Affäre aber auch auf den "morbiden Humor" des Künstlers zurückführen, zu dem er sich einmal in einem Interview bekannte.

"Kommt schon Leute, lasst uns darauf konzentrieren, was wirklich wichtig ist", postete schließlich User Joe Keatings. "Was denkt Frank Miller über den Red Hulk?"

vks
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