Zeitungskrise "Frankfurter Rundschau" meldet Insolvenz an

Ein Traditionsblatt steht vor dem Aus: Die "Frankfurter Rundschau" hat Insolvenz angemeldet. Die Angestellten werden zur Stunde bei einer Betriebsversammlung über die Pleite informiert.
Kiosk in Frankfurt-Sachsenhausen: "Frankfurter Rundschau" vor dem Ende?

Kiosk in Frankfurt-Sachsenhausen: "Frankfurter Rundschau" vor dem Ende?

Foto: Boris Roessler/ picture alliance / dpa

Frankfurt am Main - Die Gerüchte über eine mögliche Einstellung der verlustreichen "Frankfurter Rundschau" wabern schon seit Monaten - der DuMont-Verlag ließ dergleichen allerdings immer dementieren, zuletzt im Oktober. Nun steht fest: Die "FR" ist endgültig pleite.

Heute morgen um 9.45 Uhr hat das Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH beim Amtsgericht Frankfurt am Main Insolvenz angemeldet. Dies bestätigte ein Sprecher des Amtsgerichts dem SPIEGEL. Viele Redakteure wussten zu dem Zeitpunkt vom Schicksal ihrer Zeitung noch nichts, die Pleite wird zur Stunde auf einer Betriebsversammlung verkündet.

Als Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Frank Schmitt eingesetzt. Er ist laut Amtsgericht ein sogenannter "schwacher Verwalter", die Geschäftsführung bleibt also vorläufig im Amt, darf aber nur noch mit Zustimmung des Verwalters Geld ausgeben. DuMont hatte in den vergangenen Jahren mit diversen Sparrunden und einer teilweisen Zusammenlegung mit der "Berliner Zeitung" versucht, die "FR" doch noch profitabel zu machen - ohne Erfolg. Die "Die Folgen für die 'Berliner Zeitung' sind noch nicht abzuschätzen", sagte der amtierende Betriebsratsvorsitzende Alfred Hase der dapd.

"Journalisten der 'FR' brauchen eine Perspektive"

Die Gewerkschaft Verdi reagierte überrascht auf den Insolvenzantrag. "Wir hatten gehofft, dass es andere Lösungen gibt", sagte Manfred Moos, Landesfachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie bei Verdi in Hessen. Die Gewerkschaft glaube nach wie vor, dass die "Frankfurter Rundschau" eine "attraktive Zeitung in einer attraktiven Region ist". In dem Frankfurter Verlagshaus arbeiten laut Verdi rund 500 Menschen, davon etwa ein Fünftel in der Redaktion.

Der Deutsche Journalisten-Verband hat den DuMont-Verlag aufgefordert, auf Kündigungen redaktioneller Mitarbeiter weitgehend zu verzichten. "Die Journalistinnen und Journalisten der 'FR' brauchen eine berufliche Perspektive", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. "Das Aus der renommierten Zeitung ist besonders bitter für die Beschäftigten, die über Jahre hinweg mit Einkommensverzicht für den Erhalt ihrer Zeitung gekämpft haben."

Die Pleite des Blattes könnte der Auftakt für ein Zeitungssterben in den nächsten Monaten werden. Auch das Gruner+Jahr-Blatt "Financial Times Deutschland" ist von der Schließung bedroht, die Entscheidung soll hier bis zum 21. November fallen.

Mit Material von dpa und dapd
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