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Passübergabe am Schwarzen Meer Neu-Russe Depardieu reist zu Putin nach Sotschi

Adieu Frankreich: Der Schauspieler Gérard Depardieu ist in die Schwarzmeer-Stadt Sotschi in Süd-Russland geflogen. Dort trifft er sich laut Angaben eines Kreml-Sprechers mit Präsident Putin - und nimmt vielleicht schon beim Dinner seinen neuen Pass in Empfang.

Moskau - "Ehre sei Russland" - mit diesen Worten akzeptierte der französische Schauspieler Gérard Depardieu am Freitag das Angebot von Kreml-Chef Wladimir Putin, russischer Staatsbürger zu werden. Nun geht alles offenbar ganz schnell: Depardieu ist laut Moskauer Medien mit einem Charterflug in den südrussischen Kurort Sotschi gereist. Am Schwarzmeer werde er mit Putin zusammentreffen, sagte dessen Sprecher Dmitri Peskow am Samstag dem Radiosender Echo Moskwy. Möglicherweise erhalte Depardieu dabei schon seinen neuen russischen Pass.

In Sotschi, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014, befindet sich eine Residenz von Putin. Inmitten eines Streits von Depardieu mit der französischen Regierung um hohe Steuern hatte Putin dem Schauspieler die russische Staatsbürgerschaft verliehen.

Die französische Schauspielerin und Tierschützerin Brigitte Bardot, 78, zeigte sich ebenfalls offen für die Avancen von Russlands starkem Mann. Putin sei "sehr human" und habe "mehr für den Tierschutz getan als alle unsere Präsidenten", sagte sie der Zeitung "Nice-Matin". Bardot droht damit, wie Depardieu die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen, falls zwei Zirkuselefanten in Lyon getötet würden. Bei den Dickhäutern besteht Verdacht auf Tuberkulose. Putin hatte sich in Medien mehrfach als Tierschützer inszeniert.

Das Gute an der Sache

Scharfe Kritik an Bardot und Depardieu äußerte Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit. Er nannte beide "ausgesprochene Dummköpfe". "Wenn sie sich zu Putin ins Bett legen wollen, dann sollen sie es tun, damit ist die Angelegenheit geregelt", sagte er dem Sender BFMTV.

Bestsellerautor Wladimir Kaminer ("Russendisko") sieht in dem Nationalitätenwechsel des Neu-Russen Depardieu einen Drang nach Anerkennung. Der Schauspieler sei in einem Alter, in dem er sich frage: "Bin ich noch Mann oder schon Maus?". Etwas Gutes bringe der Schritt aber möglicherweise mit sich: "Depardieu könnte den Russen beim Weinanbau helfen. Russischer Wein schmeckt abscheulich."

cst/dpa
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