Großbritannien Boulevardblatt gibt Promi-Lauschangriff zu

Schauspielerin Sienna Miller: Sie und ihr Umfeld sollen umfassend abgehört worden sein
Foto: Facundo Arrizabalaga/ dpaLondon - Prinz William soll dazugehören, Jude Law auch: Das britische Boulevardblatt "News of the World" hat erstmals zugegeben, die Telefone von Politikern und Prominenten abgehört zu haben. Nach Angaben einer Sprecherin sei die Zeitung an einige Opfer, die gegen das Blatt geklagt hatten, mit einer "uneingeschränkten Entschuldigung und einer Haftungsanerkennung" herangetreten. Eine genaue Zahl wollte sie nicht nennen. Kritiker glauben, dass die Zeitung Tausende Menschen ausspioniert hatte.
Das Eingeständnis markiert eine Wende in dem bereits seit Jahren andauernden Skandal: Bisher hatte "News of the World" stets behauptet, ein einzelner Reporter sei für die Abhöraktionen verantwortlich gewesen. Dennoch musste der ehemalige Kommunikationschef des britischen Premierministers David Cameron, Andy Coulson, im Januar zurücktreten. Er war bis 2007 Chefredakteur bei dem Boulevardblatt, hatte aber stets bestritten, von den Abhörpraktiken gewusst zu haben. Ihm wird ein maßgeblicher Anteil am Wahlsieg der britischen Konservativen im Mai 2010 zugeschrieben.
Zu den rund zwei Dutzend Klägern gegen die Zeitung gehört unter anderem die Schauspielerin Sienna Miller, die behauptet, ihre Gespräche und die ihrer Freunde, etwa ihres Ex-Partners Jude Law, seien abgehört worden. Die BBC berichtete im Januar, das Mobiltelefon ihrer Stiefmutter sei ebenafalls angezapft worden. Ob auch Miller unter jenen Klägern ist, mit denen "News of the World" nun eine außergerichtliche Einigung erzielen will, ist unklar.
Der Skandal um die Zeitung hatte erstmals im Sommer 2006 für Schlagzeilen gesorgt, als das Büro von Beschwerde gegen einen möglichen Lauschangriff auf den britischen Thronfolger einlegte. Der damalige "News-of-the-World"-Ressortchef für Berichte über das Königshaus, Clive Goodman, wurde festgenommen und ein Jahr später zu vier Monaten Haft verurteilt. Goodman betonte damals, er habe auf eigene Faust und ohne das Mitwissen anderer Redakteure gehandelt.