Großbritannien TV-Journalist David Frost gestorben

David Frost (im Oktober 2008): Höflicher wie unerbittlicher Fragesteller
Foto: SHAUN CURRY/ AFPLondon - Der für seine hartnäckigen Interviews mit Ex-US-Präsident Richard Nixon weltberühmt gewordene britische Journalist David Frost ist tot. Er sei am Samstag an Bord des Kreuzfahrtschiffs "Queen Elizabeth" an einem Herzinfarkt gestorben, teilte seine Familie am Sonntag mit. Frost wurde 74 Jahre alt.
Mehr als 50 Jahre lang stand Frost für zahlreiche Sender vor der Fernsehkamera. 1977 gelangte er zu Weltruhm, als er Nixon in mehreren Interviews über den Watergate-Skandal befragte und zu kompromittierenden Eingeständnissen brachte. Die Gespräche wurden verfilmt, "Frost/Nixon" lief ab Februar 2009 in den deutschen Kinos.
Der sowohl in den USA als auch in Großbritannien gefragte Frost jettete regelmäßig mit dem Überschallflieger Concorde über den Atlantik und interviewte mit Vorliebe Personen der Zeitgeschichte, neben Politikern auch Prominente aus Kultur und Sport wie die Beatles, die Schauspieler Peter Ustinov und Warren Beatty oder den Boxer Muhammad Ali.
"Ein Interview mit ihm war immer eine Freude, aber man wusste auch, dass am nächsten Tag daraufhin verschiedene Berichte in den Zeitungen erscheinen würden", erinnerte sich der ehemalige Premierminister Tony Blair. Auch Premierminister David Cameron reagierte betroffen. "Mein Herz ist bei seiner Familie", sagte er. Frost sei für ihn wie ein Freund und ein gefürchteter Interviewer gleichermaßen gewesen.
Der am 7. April 1939 in der Grafschaft Kent geborene Sohn eines Pfarrers studierte in Cambridge und arbeitete zunächst beim Sender ITV und danach bei der BBC. Seine Karriere nahm in den sechziger Jahren mit der Moderation des satirischen BBC-Wochenrückblicks "That Was The Week That Was" an Fahrt auf. Zuletzt hatte er für den englischsprachigen Kanal des arabischen Senders al-Dschasira die chilenische Autorin Isabel Allende und den britischen Motorsportler Lewis Hamilton interviewt.
Neben dem Fernsehgeschäft schrieb Frost 17 Bücher, produzierte mehrere Filme und gründete zwei Sender. 1993 wurde Frost in den Ritterstand erhoben. Er hinterlässt seine Frau und drei Söhne.