Zeitungskrise Gruner + Jahr verkündet Aus für "Financial Times Deutschland"

"Financial Times Deutschland": Aus nach knapp 13 Jahren
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERSHamburg - Die "Financial Times Deutschland" wird eingestellt. Dies teilte der Vorstand des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr am Freitag auf einer Mitarbeiterversammlung mit. Insgesamt sollen 320 Arbeitsplätze wegfallen. Die Kündigungen sollen nicht mehr im Jahr 2012, sondern erst 2013 ausgesprochen werden. Das Traditionsmagazin "Capital" soll von Berlin aus weitergeführt werden, ebenso das vierteljährliche Heft "Business Punk".
"Die Belegschaft wird in einem großen Umfang ihre Jobs verlieren", sagte eine Sprecherin des Betriebsrats. Für die beiden Titel "Impulse" und "Börse Online" wird geprüft, ob sie verkauft werden oder ob sie durch ein Management-Buy-Out - also die Übernahme durch verlagsinterne Manager - weitergeführt werden können. Sollten die Gespräche nicht zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, sei auch für diese beiden Wirtschaftsmagazine die Einstellung geplant.
Von den Maßnahmen sind bei den Blättern 314 Mitarbeiter direkt betroffen, weitere 50 in angrenzenden Verlagsbereichen. 258 Arbeitsplätze in Hamburg, 42 in Frankfurt am Main und 14 in weiteren Außenbüros fallen weg. 20 Beschäftigte sollen beim Magazin "Capital" weiterbeschäftigt werden. Für den Personalabbau habe der Verlagskonzern 40 Millionen Euro veranschlagt. Mit den Betriebsräten werde über einen Sozialplan verhandelt.
Wirtschaftsmedien von Gruner + Jahr machen weiter Verlust
Schon tagelang war über einen entsprechenden Vorschlag des Vorstands berichtet worden, die Einstellung der "FTD" nur noch eine Frage des Zeitpunkts. Zuletzt hatte Gruner + Jahr angeblich noch mit Investoren über einen Verkauf der Zeitung verhandelt. Sollte es ernsthafte Verhandlungen tatsächlich gegeben haben, sind diese gescheitert.
Gruner + Jahr gibt unter anderem Zeitschriften wie "Stern" und "Brigitte" heraus. Der Verlag gehört zu 74,9 Prozent dem deutschen Medien-Großkonzern Bertelsmann, 25,1 Prozent der Anteile hält die Hamburger Verlegerfamilie Jahr.
Die "FTD" war im Februar 2000 erstmals erschienen. Seit ihrer Gründung machte sie Verluste. Insgesamt soll die Zeitung in zwölf Jahren ein Defizit von 250 Millionen Euro eingefahren haben. Der Verlag hatte in der Finanzkrise 2008 seine Wirtschaftsmedien in Hamburg zusammengezogen, um Kosten zu reduzieren. "Zwar konnten erhebliche Einsparungen erzielt werden, diese reichten jedoch nicht aus, um die rückläufigen Anzeigenumsätze auszugleichen", teilte Gruner + Jahr mit. "Vor diesem Hintergrund sehen wir keinen Weg, die "Financial Times Deutschland" weiterzubetreiben", sagte G+J-Vorstandsmitglied Julia Jäkel.
Sie gehörte mit zum Gründungsteam des Blattes und stieg dort zur Verlagsleiterin "Editionen" auf, bevor sie 2004 in den Zeitschriftenbereich des Verlags wechselte. Die "FTD" sei eines der ambitioniertesten journalistischen Projekte der vergangenen Dekade gewesen, teilte Jäkel mit. "Es geht ein bedeutendes Kapitel deutscher Publizistik zu Ende."Auch 2012 würden die Wirtschaftsmedien einen deutlichen Verlust machen.