Funke übernimmt "Klönschnack" Häuserkampf gegen den Print-Niedergang

"Klönschnack"-Cover: Schwierige Parkplatzsuche
Foto: KSVHamburg - Nicht nur in den Elbvororten, sondern in der gesamten Hansestadt ist der "Klönschnack" konkurrenzlos - vielleicht sogar in ganz Deutschland: Handelt es sich bei dem monatlich in Blankenese erscheinenden Magazin doch um eine ebenso eigenwillige wie liebenswerte Mischung aus "Bunte", "Apotheken Umschau" und "Titanic".
Unter dem Motto "Wahres und Unwahres aus den Elbvororten" interviewt das Blatt Vorzeigehanseaten wie Albert Darboven, bekannt als Idee-Kaffee-Boss und Pferdesportler, porträtiert Hautärztinnen und Feinkostmarktbetreiber, räsoniert über die in Zeiten des zunehmenden SUV-Verkehrs schwierig gewordene Parkplatzsuche in den Villenvierteln des Hamburger Westens.
Dabei hat der "Klönschnack" sich einen Hauch unterschwelligen Anarchismus und Größenwahn bewahrt. In eigener Sache pflegt die Redaktion einen selbstironischen, leicht wunderlichen Tonfall. In ihrer Berichterstattung kultiviert sie ein Faible für Elbvorortsoriginale und die letzten Bierkneipen inmitten der vielen Millionärsvillen; veranstaltet aber auch einen Neujahrsempfang auf dem Blankeneser Süllberg, zu dem Bundesprominenz eingeladen wird - und tatsächlich kommt.
Radical Chic in der Elbchaussee
Zu den Gastrednern gehörten in den vergangenen Jahren der heutige Bundespräsident Joachim Gauck, außerdem Per Steinbrück, Cem Özdemir und Sahra Wagenknecht - unter den unionsnahen Besserverdienenden der Elbchaussee fast schon Radical Chic.
Die Funke-Mediengruppe, nach eigener Aussage "auf dem Weg, das beste nationale Medienhaus in Deutschland zu werden", dürfte also ihre Gründe gehabt haben, dass sie nach der kürzlich erworbenen Lokalzeitung "Hamburger Abendblatt" nun auch den "Klönschnack" übernimmt. In einer Pressemitteilung bezeichnete Manfred Braun, Geschäftsführer des Essener Medienhauses, den "Klönschnack" als "lokal, leidenschaftlich und lesernah."
Was er nicht erwähnt hat: Das seit über 30 Jahren erscheinende Hochglanzblatt muss sich, anders als das schwächelnde "Abendblatt", nicht am Kiosk bewähren, sondern wird - finanziert durch zahlreiche Anzeigen - von Othmarschen bis Sülldorf in einer Auflage von gut 60.000 Exemplaren kostenlos verteilt.
In der Medienkrise könnte sich das als entscheidender Vorteil erweisen. Die Funke Mediengruppe hat in Hamburg den Häuserkampf eröffnet - Briefkasten um Briefkasten gegen den wirtschaftlichen Niedergang des Printjournalismus.