Henri-Nannen-Preis 2013
Jury ehrt Heike Faller für beste Reportage
"Kann ein Mensch seine Sexualität ein Leben lang unterdrücken?" Dieser Frage ging die Journalistin Heike Faller nach, als sie einen Patienten in einem Präventionsprojekt für Pädophilie begleitete. Jetzt wurde sie für ihre Reportage mit dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet.
Reporterin Faller: Kisch-Preis für die Reportage "Der Getriebene"
Foto: Sven Hoppe/ dpa
Hamburg - Es ist ein Jubiläumsjahr für den Namensgeber des größten deutschen Medienpreises. Henri Nannen, der langjährige Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift "Stern", wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Die Auszeichnung für die besten Leistungen in der deutschen Presse geht 2013 unter anderem an Journalisten vom "Handelsblatt" und der Wochenzeitung "Die Zeit". Die Trophäen wurden am Freitagabend in Hamburg vergeben.
Mit dem Nannen-Preis für die beste Reportage (Egon Erwin Kisch-Preis) wurde Heike Faller geehrt. Die Journalistin hatte einen Patienten eines Präventionsprojektes für Pädophile bei seiner Therapie begleitet. Ihr Text "Der Getriebene" erschien im Oktober 2012 im "Zeit-Magazin".
Fallers Auszeichnung ist hochverdient. Darüber hinaus ist ihre Ehrung ein Zeichen: Dafür, dass auch weibliche Journalisten langsam besser wahrgenommen werden. Im vergangen Jahr stand die Verleihung des Henri-Nannen-Preises von vielen Seiten in der Kritik: Insbesondere die Journalistinnen-Initiative ProQuote hatte die Preisvergabe gerügt, weil sich dort zu einem überwiegenden Teil männliche Kollegen gegenseitig auszeichneten.
Sonderpreis für die letzte Ausgabe der "FTD"
In der Sparte "Dokumentation" wurden Fabian Gartmann und Sönke Iwersen für einen "Handelsblatt"-Artikel über den Unternehmer Anton Schlecker geehrt. Den Preis in der Kategorie "Essay" bekam der Politikchef der "Zeit", Bernd Ulrich, für einen Reisebericht über deutsche Vergangenheitsbewältigung. Im Bereich "Foto-Reportage" gewann Sandra Hoyn von emerge-mag.com mit einem Beitrag über kleine Kinder in Thailand, die für einen Hungerlohn brutal boxen müssen.
Der im Dezember 2012 eingestellten Tageszeitung "Financial Times Deutschland" wurde ein Sonderpreis für deren letzte Ausgabe verliehen. Die "FTD"-Nummer sei "ein Meisterstück des gedruckten Journalismus". Die Redaktion hatte eine schwarze Titelseite mit dem abgewandelten Titel "Final Times" drucken lassen, die Seiten rückwärts gezählt und ihre besten Geschichten aus fast 13 Jahren resümiert.
Als Investigativ-Journalist wurde Wolfgang Kaes vom Bonner "General-Anzeiger" geehrt. Er stolperte über eine Anzeige, mit der eine Frau 16 Jahre nach ihrem Verschwinden für tot erklärt werden sollte, und ging der Sache im Alleingang nach. Am Ende klärte Kaes den Tod der Frau auf, ihr Ex-Mann wurde wegen Totschlags verurteilt.
Der Preis für Verdienste um die Pressefreiheit ging an René Wappler von der "Lausitzer Rundschau" für seine Berichterstattung über Rechtsextreme. Die Ehrung für das publizistische Lebenswerk erhielt die Herausgeberin der "Münchner Abendzeitung", Anneliese Friedmann.
Der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr und das Magazin "Stern" haben den Preis in mehreren Kategorien zum neunten Mal vergeben. Auf der Gästeliste der Feier standen viele Prominente wie Moderator Thomas Gottschalk, Bertelsmann-Matriarchin Liz Mohn, "Focus"-Mitherausgeber Helmut Markwort und Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers.