Henri-Nannen-Preis
Verlagschef reagiert auf Quotenforderungen
Ist der deutsche Journalismus ein Club für Kerle? Nachdem beim Henri-Nannen-Preis ausschließlich Männer ausgezeichnet wurden, gab es starke Kritik. Jetzt signalisierte der Verlagschef des ausrichtenden Verlags Gruner+Jahr Gesprächsbereitschaft - schloss aber eine "Quotenregelung" aus.
Hamburg - 30 Journalisten werden geehrt - aber keine Frau ist unter ihnen: Die diesjährige Verleihung des Henri-Nannen-Preises geriet in die Kritik, weil bei der prestigeträchtigen Gala keine einzige Autorin ausgezeichnet wurde. So meldete sich im Anschluss die Journalistinnen-Initiative ProQuote zu Wort und rügte die männlich dominierte Veranstaltung, die vom Hamburger Verlag Gruner+Jahr (G+J) ausgerichtet wird.
Jetzt reagierte G+J-Chef Bernd Buchholz auf die Vorwürfe und erklärte, dass die Kritik auf "offene Ohren" treffe. Er sei sich sicher, "dass die Diskussion innerhalb der Jury zu einer deutlich höheren Beteiligung von exzellenten Journalistinnen führen" werde. Eine "starre Quotenregelung" hielte er aber für "falsch und kontraproduktiv".
Quote beim Nannen-Preis
Köpfe m/w
Männerquote in Prozent
Vorjury
17:5
78
Jury
12:3
80
Nominierungen
11:4
74
Nominierte
28:4
88
Pressefreiheit
1:0
100
Lebenswerk
1:0
100
Preisträger
30:0
100
ProQuote hatte in der Stellungnahme zur Preisverleihung gefordert, die zu 80 Prozent aus Männern bestehende Jury zu "modernisieren", weil "eine Jury, die mindestens zur Hälfte aus Frauen besteht, den Henri-Nannen-Preis mit neuem Glanz und Geist" erfüllen werde. Zu den Unterzeichnern der Forderung gehörten Anne Will, Sandra Maischberger, RTL-Krisenreporterin Antonia Rados und "taz"-Chefredakteurin Ines Pohl, aber auch männliche Medienschaffende wie TV-Moderator Ranga Yogeshwar, WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn sowie die SPIEGEL-Redakteure und diesjährigen Nannen-Preisträger Alexander Smoltczyk und Cordt Schnibben.
Die Reaktion von Buchholz auf die Forderung von ProQuote stieß bei dem Zusammenschluss auf verhaltenes Echo: "Wir sind uns mit Bernd Buchholz darüber einig, dass die Quotierung von Preisträgern nicht in Frage kommt", sagt Unterstützerin Anne Will. "Aber eine paritätische Besetzung der Jury mit Männern und Frauen halten wir im Gegensatz zu Buchholz für angebracht und zeitgemäß."
Generell fordert die Initiative gemeinsam mit Lesern und Zuschauern, dass mindestens 30 Prozent aller journalistischen Hierarchieebenen mit Frauen besetzt sein sollen - bislang liege die Quote aller Chefredakteure der rund 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen bei lediglich zwei Prozent.